beitrag von: CarlaRB
domino
texas, 5 uhr. der wecker klingelt. A steht auf, macht und trinkt kaffee, schwarz; geht aus dem haus. ein paar häuser weiter ist B schon länger wach, trinkt tee, schaut aus dem fenster: dicke schwarze wolken. tage zuvor: im brasilianischen urwald legt ein monarchfalter seine eier auf den blättern einer „asclepias curassavica“. B schließt das fenster und geht. aus den eiern schlüpfen schwarz-gelb gestreifte mollig-drollige raupen. auf seinem weg, betrachtet auch A die schweren wolken, wie sie sich aufeinander zurollen. die kleinen larven fressen von den blättern jener pflanze. dann fangen sie an, sich zu häuten. B rennt zur bushaltestelle und, als sie um die ecke biegt, gibt es einen zusammenprall mit dem in die luft guckenden A. leuchtend orange-schwarze und weiß gepunktete falten zwängen sich aus ihrer letzten haut. der bus fährt vorbei. die schmetterlingen schlagen mit den flügeln, heben zum flug an. A und B sehen wie in der ferne ein wirbelnder wolkenschlauch entsteht.
review von: peter rosei
nachträglich zu shiu: infoschalter wäre tatsächlich besser!
zu domino: alte geschichte, aber - bis auf kleinigkeiten - souverän erzählt. (statt jener pflanzen - der curassavica. ... zwängen sich aus der letzten falterhaut. - wieso nicht gleich: tornado? wir sind ja in texas.)