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unterwegs – down the road away

beitrag von: trivialpoet

Mit leichtem Gepäck II

Böen drücken in Wellen das Wasser des Rheins in die Mündung des Flusses. Wieder aufs nasse Rad. Wollte nur kurz hierher, um den Aussichtspunkt abzuhaken.Auf dem grau bewegten Wasser gaukeln die lächerlich kleinen Leiber der Stockenten. Eine Aufbegehren stoischer Gleichgültigkeit gegen die Ungeduld der Elemente. An beiden Ufern legt sich in Wogen das hohe Gras zu Boden. Der beschissen feuchte Tag rinnt vom Rahmen, tropft von den Satteltaschen. Klamme Finger im kalten Schwitz der Handschuhe. Die Kälte frisst sich durch die Jacke. Wind zerrt an der Regenhose. Nur die Beine scheinen noch warm. Bis auf die Füße. Eine seltsam angefeuchtete Wärme. Die Augen kleben am toten Pfad zwischen Mittelstreifen und Straßenrand. Die Räder zischen durch die Pfützen. Nasser Nebel stiebt, hüllt. Der Asphalt glänzt regenfeucht. Bleicht auf, als Wolkenzeriss das Fluten der Sonne freigibt. Gleich wieder ausgelöscht vom sich schäumend versammelnden Himmel.Noch ZWANZIG Kilometer. 
Bei fauchendem Westwind!

review von: peter rosei

dieser text hat einen ganz anderen charakter als der erste. Ihm fehl das allgemein existentielle, das den ersten so stark und eindringlich gemacht hat. 

dabei durchaus gut gefasste einzelbilder wie etwa das von den stockenten. - letzlich bleibt doch alles anekdotisch und privat.
stephan flommersfeld sagt
25.10.2023 08:03
ich finde die bilder leiser und eindringlicher. der triumphale auftritt der sonne weicht einem langsam gärenden prozess. gefällt mir.
stephan flommersfeld sagt
26.10.2023 06:39
lieber michael, das würde mich sehr interessieren: was bewog dich zur zweiten fassung?
Michael Köhler sagt
26.10.2023 10:39
… was mich bewog für ein zweite „version“? sie ist einfach die logische ergänzung zur ersten fassung. insofern ist die nummerierung vielleicht etwas irreführend.
während die erste version den „flow“ beim radfahren, quasi die implizite leichtigkeit des „padalierens“, schildern sollte, setzt sich die zweite mit dem bedrängen durch äußere einflüsse und dem ausgeliefert-sein auseinander.
deshalb kann ich den vorwurf des rein anekdotischen nicht so ganz nachvollziehen. welt erfahren ist immer individuell und existenzielles inkarniert sich nun mal im persönlichen dasein ...
es ist immer das banale „drama“ im eigenen leben, welches dieses unfasslich gleichgültige um einen herum abbildet.

… danke der nachfrage
stephan flommersfeld sagt
26.10.2023 12:46
verschiedene emotionen produzieren unterschiedliche welten und wahrnehmungen. hier ein zitat von richard von wollheim: „ein wunsch bildet sich. wir werden dadurch für die welt sensibilisiert. die welt erfüllt unseren wunsch oder erfüllt ihn nicht. wir spüren den einfluss der welt. wir reagieren auf diesen einfluss durch die ausprägung einer haltung oder einstellung. doch diese haltung, das müssen wir erkennen, antizipiert eine reaktion der Welt. und zu dieser reaktion haben wir wiederum eine gewisse vorstellung, wie wir von uns selber erwarten, dass wir darauf reagieren.“
stephan flommersfeld sagt
26.10.2023 12:50
wäre das interessant, noch weiteren emotionen nachzuspüren?