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unterwegs – down the road away

beitrag von: Mario1968

Routenplaner

„Auf in den Süden!“ 
Beim Zug stieg er ganz hinten ein, außer Sichtweite des Schaffners. Wenn der nämlich merkte, daß er kein Geld hatte, verständigte er womöglich die Polizei. Und dann war es aus mit Sandstrand und Meer. Bloß nicht auffallen! 
Er schloss die Klotür und verriegelte sie. Bis zum Endbahnhof war es natürlich zu weit, aber vielleicht könnte er vorher wo umsteigen. Der Zug fuhr an. Er lehnte sich ans Waschbecken und wartete. Einmal rüttelte jemand an der Tür und ging wieder. Nicht der Schaffner. Aus Langeweile betätigte er den Spülknopf: In der Muschel öffnete sich geräuschvoll eine Klappe und gebannt sah er auf die vorbeisausenden Schienenschwellen. 
„Es muß doch eine bequemere Art zu reisen geben“, fluchte er. 
Beim nächsten Halt sprang er raus und rannte los. Nur weg! Jetzt stand er an der Autobahn und blickte ratlos auf den Verkehr. Ein Schild wäre hilfreich; so ein Karton, auf dem sein Ziel draufstand. „SÜDEN“ - aber wo bekam er den her? Und wer würde ihn beschriften? 

review von: peter rosei

eine art huckleberry finn-geschichte - würde nur da und dort etwas herauskürzen  etwa: "er verriegelte die klotür." - verschließen versteht sich.
"Nicht der Schaffner." Streichen - versteht sich von selbst.
" ... auf die unten vorbeisausenden schwellen."
und weiter in dieser art. zügiger; fröhlicher.
Mario Schober sagt
30.10.2023 14:03
Danke für die Kritik.
Eine reale Geschichte; aufgeschnappt in einem Interview mit einem Sandler, der sich seinen Traum vom Süden erfüllte und es bargeldlos bis nach Afrika schaffte. Er war aber kein Analphabet; er hätte sich durchaus einen Karton organisieren können und diesen zu beschriften gewusst.
Zugklos haben kein ganzes Schloss, sondern nur einen Riegel. Ich bin da leider pedantisch.
Erst aus der Reaktion, wüsste ER, dass nicht der Schaffner an der Tür gerüttelt hatte. ER würde sich auch stillverhalten und die Reaktion des Rüttlers abgewartet haben, denke ich.
Ja, das Wort "unten" hatte ich schon geschrieben, es aber dann wieder weggekürzt. Und Schiene ist wahrscheinlich nicht das richtige Wort, es heißt "Gleis" und Schwellen werden nur als Schwellen bezeichnet. Ich war beim Schreiben nicht sicher, wie ich es korrekt bezeichnen sollte, aber was sollte man sonst anderes durch die Klappe sehen als "Schwellen"?
Fröhlich ist für mich eine Herausforderung. Ich werde das bei einem anderen Text versuchen.
(Und zweimal hab ich den Konjunktiv verabsäumt. Das kommt wahrscheinlich davon, wenn ich zu viel in direkter Rede denke.)
Carla Rodrigues Bessa sagt
30.10.2023 15:37
hier geschieht viel, ohne dass etwas großes geschieht. das find ich spannend.