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tot & lebendig

bodo hell
2 Pestheilige (Rochus und Rosalia)

hl. Rochus von Montpellier unter der Ferragosto-Sonne (am 16. August) 1349-79
wenn Sankt Rochus trübe schaut, kommt die Raupe in das Kraut

das Hochaltarbild der Rochuskirche in Wien Landstraße
wurde 1690 von Kaiser Leopold I. persönlich beim bedeutenden österreichischen Barockmaler Peter Strudel in Auftrag gegeben, von dessen Bruder Paul Strudel auch die Fertigstellung der Pestsäule am Graben stammt (Kerzen und Kinderzeichnungen wurden in den vergangenen Tagen der gegenwärtigen Krise dort aufgestellt), im unteren Viertel des Rochuskirchen-AltarBildes sind kranke Menschen neben Sterbenden zu sehen, über sie sind Trauernde gebeugt, das Bild soll an die Pestepidemie in Wien 1679 erinnern (die 2. Türkenbelagerung stand noch bevor), im Hintergrund lässt sich der Wiener Stephansdom erkennen, links darüber sind auf einer voluminösen Wolkenbank einige bekannte Pestheilige abgebildet: betend der heilige Ulrich von Augsburg, rechts von ihm steht der heilige Sebastian, dahinter die heilige Rosalia mit einem Rosenkranz auf dem Kopf, rechts vor ihr erscheint der heilige Rochus mit Pilgerstab in schwarzem Gewand, der Hund links vom heiligen Rochus mit Brot im Maul (als Überlebenshelfer) steht für all jene Hunde, welche die nach der Ansteckung Verstoßenen mit Brot versorgt und deren Wunden geleckt haben (sollen), diese Personengruppe wird durch Papst Gregor den Großen, dargestellt mit Papstkreuz und Tiara, vervollständigt, und während der Pilgerstab des heiligen Rochus schräg hin zur Muttergottes zeigt, weist das Papstkreuz von Papst Gregor fast senkrecht hinauf in den oberen Teil des Altarbildes, in welchem schier überirdisches Licht vorherrscht: auf der rechten oberen Bildhälfte ist die heilige Maria umgeben von Engeln zu sehen, wie sie bei ihrem Sohn links darüber Fürsprache einlegt, ihr Blick ist zur heiligen Dreifaltigkeit erhoben, während ihre Hände abwärts auf die Stadt Wien zeigen, Jesus hat seinen Kopf zu Gott Vater, der neben ihm sitzt, gewendet und ist in dieser Darstellung soeben im Begriff aufzustehen, um zu Maria zu eilen und dadurch die Gewährung ihrer Bitten für die Pestkranken zu verbürgen

“mit Vertrauen wenden wir uns an dich, großer Fürsprecher bei Gott, heiliger Rochus/Rocco/Roch/Felsen, du Patron der HeilBerufe, aber auch der Pflasterer, Totengräber und Kunsthändler, der du deine eigene Schenkelwunde so freimütig zeigst! Da schon viele Städte (wie Piacenza, Rom und Venedig) und ganze Länder (Frankreich, Italien) seit dem 14. Jhdt. deinen Schutz erfahren haben und die gesamte Christenheit dich als einen großen Patron wider die Pest und wider ansteckende Krankheiten verehrt (J.W.v. Goethe etwa beschreibt die Wallfahrt auf den Rochusberg bei Bingen am befreiten Rechtsrheinufer vom 16. August 1814 ausführlich und stiftet dort auch ein aufmunterndes Rochusbild, pinxit Luise Seidler), also bitten wir dich: so wie Gott durch dich, hl. Rochus, die Kranken in den Spitälern getröstet und geheilt hat, so erlange auch für uns heute (im Frühjahr 2020) besondere Hilfe von oben in dieser schwierigen Zeit, erbitte uns die Befreiung von dieser Epidemie und das Heil aller Kranken, schlage vom Himmel herab das heilige Kreuzzeichen, wie du es als stetig wachsendes Muttermal selbst dein Leben lang auf der Brust getragen hast, schlage es über uns und über die betroffenen Länder, damit der Welt dieser Virus zum Segen und nicht zum Verderben gereiche“

 

ROSALIA im Gebirge (4.9.1166)

als Rosalia werde ich vom Rosaliengebirge herabsteigen, dereinst, nach dem Abklingen der Pest, oder einfach nach dem Ende der schlechten Zeiten, egal ob auf die burgenländische oder auf die niederösterreichische Seite hinunter, den Kranz von Rosen auf meinem Haupt, es werden dann wohl Hundsrosen sein, diesmal nämlich nicht vom Montreal oder vom Pellegrino vor Palermo, sondern aus dem sanften Gebirgszug hinter Wiener Neustadt, in den ich mich vor der Welt und der verschwenderischen Pracht einer allgemeinen Hofhaltung zurückgezogen habe, ohne jemanden davon davor/davor davon in Kenntnis zu setzen, der Geist des Herrn hat mich zu einer Höhle mit Quelle geführt, die nur einen versteckten Eingang von oben hat, und weil sang- und klanglos verschwunden, um vor der Welt verborgen leben zu können, allein der Liebe des himmlischen Bräutigams sicher und ergeben, mußte ich damit rechnen, daß man mir nachspüren würde, von familiärer wie von Verehrerseite, da heißt es vorsichtig sein und auf jeden fremden Laut lauschen, aber auch auf die Warnungen des Windes und des Wilds, einmal schon hatte ich vorsichtshalber die Unterkunft gewechselt und zu meinem Schrecken bemerken müssen, daß mein erstes Versteck entdeckt und durchsucht worden war

 

>> gelesen von bodo hell (wav)