frühlingsakademie "dem ende entgegnen"

sfd-frühlingsakademie 2023

"dem ende entgegnen. antiapokalyptisches schreiben"

die diesjährige frühlingsakademie findet im zeitraum ende mai bis mitte juni 2023 statt – zusätzlich zum regulären programm der schule für dichtung.
die frühlingsakademie 2023 wurde von marilies jagsch kuratiert.

man könnte die poesie als einen raum begreifen, der die welt mit den sinnen erfahrbar macht. welche rolle wird ihr dann zuteil, wenn es zur aufgabe wird, phänomene zu beschreiben, die sich der menschlichen vorstellungskraft entziehen? wir befinden uns mitten in einer krise, die die menschheit drastisch verändern wird, deren auswirkungen auf den planeten bereits sichtbar werden. aber wie kann man die klimakrise erzählen? in der literatur hat sich ein eigenes genre herausgebildet, das meist eine zukunft in dystopischen bildern zeichnet – die climate fiction. in der bildenden kunst und am theater spielt der anthropozän-diskurs eine tragende rolle und im kino sind naturkatastrophen schon jeher eine beliebte basis für spannungsgeladenes erzählen. die narrative der apokalypse sind allgegenwärtig. aber kann man mit den mitteln der kunst auch gegen den ökologischen kollaps anschreiben, text als intervention entwerfen, vielleicht sogar keime pflanzen für den anstoß gesellschaftlicher veränderung, ganz ohne didaktischen fingerzeig?

um sich diesem thema in unterschiedlichen ansätzen zu nähern, sind zur frühlingsakademie 2023 drei der mutigsten poet*innen unserer gegenwart geladen, die sich nicht davor scheuen, einen blick dahin zu werfen, wo es wehtut:

kathrin röggla: "spektakuläre untergänge – im zu großen bild der jetztzeit"
eine zoom-klasse über die lust an der katastrophe und ihr subversives potenzial.
31.5., 1., 2. und 7.6., info & anmeldung >> http://sfd.at/roeggla

derrick ryan claude mitchell: "on vanishing text: words, presence, time out of mind"
eine performance-klasse zum flüchtigen und vergänglichen.
5., 6., 7. und 9.6., präsentation am 16.6., info & anmeldung >> http://sfd.at/ryan

thomas köck: "channeling grief aka the arts of living on a damaged planet"
eine schreibklasse über emotion, fiktion und authentizität in krisenzeiten.
12. bis 15.6. präsentation am 16.6., info &  anmeldung >> http://sfd.at/koeck

präsentation mit ryan mitchell und thomas köck & den poetinnen und poeten ihrer klassen
fr, 16.6.2023, 19h; eintritt frei
ort: kantine, porzellangasse 19, 1090 wien
moderation: marilies jagsch
info >> https://sfd.at/newsflash/dem-ende-entgegnen-antiapokalyptisches-schreiben

kathrin röggla, ryan mitchell, thomas köck, marilies jagsch
(c) jessica schäfer, claudia cordova, mateja meded, priva

kathrin röggla

*1971. ist schriftstellerin und arbeitet als prosa- und theaterautorin, auch entwickelt sie radiostücke. demnächst erscheint von ihr das wasser (reclam neue dramatik, mai 2023). aktuell: ausreden (droschl, 2022).
für ihre literarischen arbeiten erhielt sie zahlreiche preise, zuletzt den else lasker-preis (2022), sowie den österreichischen kunstpreis für literatur (2020) und dem wortmeldungen-preis (2020). sie ist vizepräsidentin der akademie der künste in berlin und unterrichtet literarisches schreiben an der khm in köln.

derrick ryan claude mitchell

ist künstler, performer und initiator der international renommierten und ursprünglich von seattle (usa) aus agierenden gruppe saint genet. seine arbeiten wurden u. a. gezeigt am robert wilson watermill center, am guggenheim museum new york, am frye art museum, bei wuk performing arts, beim donaufestival krems, luminato festival, holland festival und im rahmen der wiener festwochen.
die performances von saint genet basieren auf aufführungsprozessen, die der künstler als "ästhetische deklarationen" versteht. diese "deklarationen" nehmen zum beispiel die form einer installation an, eines zeitlich begrenzten oder ortsspezifischen performance-events, einer experimentellen musikalischen aufführung und/oder einer unerlaubten privaten aktion.
über saint genet:
https://www.derstandard.at/story/2000057257430/us-theaterregisseur-ryan-mitchell-wir-geben-die-allerdringlichsten-ideale-auf

thomas köck

* 1986 in steyr. wurde durch musik sozialisiert und studierte philosophie in wien und berlin sowie szenisches schreiben und film an der universität der künste berlin.
seine theaterstücke, libretti und hörspiele, die mehrfach ausgezeichnet wurden, und u.a. in deutschland, österreich, der schweiz, brasilien, polen, mexiko, frankreich, italien, rumänien gezeigt werden, erscheinen im suhrkamp verlag auch als bücher. zuletzt eure paläste sind leer (all we ever wanted). er war hausautor am nationaltheater mannheim, hat an dokumentarfilmen über beirut und italienische enklaven mitgearbeitet, hat kurzfilme u.a. für arte gedreht, bloggt mit kolleginnen gegen rechts auf nazisundgoldmund.net und entwickelte mit andreas spechtl unter dem label ghostdance konzertante readymades. zuletzt schrieb und inszenierte er u.a. am schauspiel frankfurt sein stück solastalgia und entwickelte aus einem aufgrund von corona gescheiterten opernprojekt für die münchner biennale für neue musik ein opern-computerspiel-hybrid als queer art of failure mit michael v.z. mühlen. 2022 verbrachte er längere zeit in mexiko, wo er ein theaterprojekt realisierte, und lebte und arbeitete auf einladung der kulturakademie tarabya mehrere monate in istanbul.
aktuell am schauspielhaus wien (premiere am 23.3.): die zukunft reicht (noch immer) nicht (klagt, kinder, klagt! ein update) von thomas köck (regie: elsa-sophie jach & thomas köck)

marilies jagsch

studierte theater-, film- und medienwissenschaft und vergleichende literaturwissenschaft und arbeitet als musikerin und lektorin in wien. 2008 erschien ihr album "obituary for a lost mind" bei dem von clara luzia gegründeten label asinella records, 2010 folgte "from ice to water to nothing". 2019 bis 2022 war sie für den verlag kremayr & scheriau tätig, zuletzt als leiterin des literaturprogramms. aktuell singt und spielt marilies jagsch in der band vienna rest in peace und kollaboriert mit der performancegruppe saint genet, im september 2023 erscheint das debütalbum ihres neuen projekts maiija.

 
(generiert mit DALL•E 2)

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rückschau

sfd-herbstakademie "reality will eat itself" >> http://sfd.at/herbst22