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dichtung und wahrheit


schreib/recherche-klasse in wien
10. april, 2. und 3. juni, klassenpräsentation am 6. juni 2014


klasse analog dichtung und wahrheit
/ anna kim (aut/kor)

anna kim (wien)

klasse “dichtung und wahrheit”


wie viel dichtung braucht wahrheit? wie viel wahrheit enthält dichtung?

mit den tücken der recherche und des recherchierens, mit dem grenzbereich zwischen wissen und glauben sowie urteil und vorurteil beschäftigt sich diese klasse. die schülerInnen werden vor die aufgabe gestellt, eines der vier vorgegebenen themen zu recherchieren und das recherchierte in einem kürzeren oder längeren literarischen text zu verarbeiten, wobei copy and paste aus dem netz zu den unlauteren mitteln gehören – wir wollen es altmodisch: jede/r schülerin wird mindestens ein interview führen und einem archiv oder einer bibliothek ihrer/seiner wahl einen besuch abstatten müssen, wobei recherchieren nicht nur lesen und hören bedeutet, sondern auch erfahren, spüren, angreifen, also, auch im programm, das recherchieren vor ort.
was die journalistische von der literarischen recherche unterscheidet, wird in der ersten einheit im april ebenso thematisiert werden wie die richtigen fragen zu stellen bzw. einen text mit fakten zu gestalten. anschließend wird auf eigene faust recherchiert und geschrieben, und die ergebnisse werden schließlich an den zwei juni-nachmittagen präsentiert und besprochen.

wenn schülerInnen bereits ein längeres projekt in arbeit haben, das recherchen inkludiert, kann gerne im rahmen der klasse daran gearbeitet werden.

klasse für beginnende und fortgeschrittene schreibende.

 
termine

12 unterrichtseinheiten:

do, 10. april 2014: 17.00 bis 20.00 uhr

mo, 2. juni 2014: 16.00 bis 20.30 uhr

di, 3. juni 2014: 16.00 bis 20.30 uhr

ort: schule für dichtung, mariahilfer str. 88a/ III / 7, 1070 wien

fr, 6. juni 2014, 20.00 uhr: klassenpräsentation eintritt frei!
fotos: >> www.facebook.com/poetryschool
ort: schauspielhaus wien/nachbarhaus, porzellangasse 19. 1090 wien
in kooperation mit gustav ernst & kolik:

anna kim präsentiert mit ihren studentInnen texte, die in der von ihr geleiteten klasse entstanden sind und liest auch aus eigenen werken. weiters lesungen der kolik-autoren xaver bayer und konrad prissnitz.
 

teilnahmegebühr: 150,- € 


begrenzte teilnehmerzahl!


anna kim: "ich bin ein recherche-junkie"
aus dem text "die abgründe des recherchierens" von anna kim:

recherchieren ist in letzter konsequenz, da es um das hinterfragen von selbstverständlichkeiten, von gewohnheiten geht, immer das hinterfragen seines eigenen wissens und seiner eigenen auffassung. habe ich richtig recherchiert, verändert sich mein kopf, verändern sich meine gedanken, es kommt zu einer metamorphose, die ich manchmal versucht bin, altern zu nennen. das vordringen in ein unbekanntes territorium und das abgehen eines solchen verwandelt mich, die entdeckende, die oft, mit ihren eigenen grenzen konfrontiert, meint, nicht weitermachen zu können. ist schließlich die expedition beendet, werden normalität und selbstverständlichkeit zu einer frage, noch dazu zu einer akuten.

obsession, das ist das wort, das für mich in einem atemzug mit recherchieren genannt werden muss: die obsession mehr zu erfahren, mehr, immer mehr. die schwierigkeit liegt für mich tatsächlich darin, aufzuhören. ich bin ein recherche-junkie; ich bin vollkommen süchtig danach, antworten auf fragen zu finden; dass dieses finden selten ein finden von antworten ist und fast immer ein finden von fragen, ist klar. dass die fragen immer zu neuen fragen führen, ist auch klar. dass man das suchen irgendwann beenden muss, wenn man mit dem schreiben beginnen möchte, brauche ich nicht zu erwähnen. dass aber die ungewissheit bleibt, dieses nagende gefühl, dass man etwas übersehen hat, dass man weiter suchen hätte sollen – das ist das gefühl, das einen dazu antreibt, beim nächsten buch, bei der nächsten frage noch gründlicher ausschau nach antworten zu halten und sich um welche zu bemühen, auch wenn es keine gibt, und es gibt so oft keine, im sinne von: es gibt zu viele. die befriedigend eindeutige antwort gibt es nicht.

>> der vollständige text "abgründe des recherchierens" (pdf)


anna kim

geboren 1977 in südkorea. zwei jahre später umzug der familie nach deutschland. seit 1984 lebt sie in wien, wo sie philosophie und theaterwissenschaft studierte.
veröffentlichungen in verschiedenen zeitungen, zeitschriften und anthologien (u.a. “manuskripte”, “volltext”).
ihr debütband “die bilderspur” erschien 2004 im literaturverlag droschl. 2006 kooperationsprojekt mit der bildenden künstlerin ef ablinger, aus dem der gedichtband “das sinken ein bückflug” hervorging. aktuelle publikation: “anatomie einer nacht” (roman, suhrkamp verlag 2012, suhrkamp taschenbuch 2013).
zahlreiche auszeichnungen, u.a. österreichisches staatsstipendium für literatur 2009,
robert-musil-stipendium 2011-14. european union prize for literature 2012.
www.annakim.at

  
© roland dreger