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die textförmige hängematte eines bizarren augenblicks

beitrag von: Ursi69

Ein Hin und ein Her

Die schwingende Hängematte hat mich hypnotisiert. 
Ich stehe im warmen Regen in meiner eigenen Welt, in der mich niemand kennt. 
Schwere Tropfen fallen auf mich nieder, während langsam mein Herz verbrennt.
Mein Auge durch Tränen blickt, mein eigener Atem mich fast erstickt. 
Der düstere Moorsee soll der Spiegel meiner Seele sein. 
Gehorsam hole ich meine Netze ein. 
Die Hängematte schwingt weiter wie ein Pendel
Hin, her, hin, her, hin, her
Meine Lider werden schwer
Kaum kann ich mich dagegen wehren
Langsam beginne ich auf mein Herz zu hören. 
ein Vogel plötzlich zaghaft singt
weil ein Sonnenstrahl durch meinen Tränenschleier dringt

review von: ann cotten

Poetik bitte! Also die Angaben, warum Sie gerade so schreiben wollen. 

Vorab schon mal: der Reim scheint mir eine sehr passende Form für eine Hängemattenhypnose, gute Wahl. Aber die vierte Zeile geht zu weit: 
Mein Auge durch Tränen blickt, mein eigener Atem mich fast erstickt.

diese Nachstellung erzeugt im 21. Jahrhundert (erzeugte auch im 20.) einen lächerlich-kläglichen, unfreiwillig komischen Effekt, ich glaube aber, das ist nicht der Zweck dieser Zeile - oder? 
Desgleichen mit dem "düsteren Moorsee". 
Dabei liegt vielleicht der Fehler darin, dass dieser Moorsee durch den bestimmten Artikel als gegeben vorausgesetzt wird, und dadurch erst recht als Klischeetopos sich zeigt. Danach fragt sich auch, mangels Kontext, wem dieser Gehorsam geschuldet wird, also in welcher Welt gibt es Hängematten und jemanden, dier dir befohlen hat, zu fischen? Computerspiel? 
Der Vergleich Pendel und Hängematte ächzt ein bisschen, zu nah könnte man sagen, sie geraten sich beim Ausschwingen in die Quere. 
Weitere Sachen, die ich als deutliche Schnitzer empfinde: "auf mein Herz hören" ist ein Klischeetopos aus der Trivial- oder Ratgeberliteratur. Nichts gegen sie, erfüllt wichtige Funktionen, aber das ist nichts für einen literarischen Text. Weil da trittst du sozusagen mit dem Fuß in eben diesen Topf und fortan scheppert das ganze ungeschickt ausgedrückte Ratgeberzeug hier mit, wo es doch um sprachliche Präzision gehen sollte. 
Auch beanstanden muss ich die monokausale conceit, dass der Vogel singt (zaghaft auch noch, woher wissen sie das? Mangel an Respekt dieses Reininterpretieren) WEIL ein sonnenstrahl durch meinen tränenschleier dringt.  Das ist doch nun wirklich quatsch, oder? und tränenschleier auch, seit über hundert jahren ist die metapher tot, wozu brauchen sie sie? 

kann nun sein, dass ich einen unernst gemeinten text allzu ernsthaft kritisiert habe. aber wenn er unernst gemeint ist, dann funktioniert das im text ned so wirklich. 

wenn sie wollen, schreiben sie oben als frischen post noch eine neue version und dazu bitte genau, warum sie diese entscheidungen treffen und was ihr ziel mit dem text ist.