beitrag von: mariawargin
wasser unter den füßen
ein berg leuchtete.\\
wasser unter den füßen\\
uns nun der silberne pfad.
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gemeinsam wir gingen \\
wenn du müde wirst, \\
gehe ich. so gehst auch du.\\
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alle blätter legen sich\\
zur decke zusammen: \\
damit die erde nicht friere.\\
die äste dehnen sich\\
und horchen : \\
welche neuen kleider und lieder\\
sie tanzen? \\
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du warst immer neu. \\
so traurig lächerlich sagten wir , \\
missverstanden wir : natur. \\
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schau, ein mensch.\\
schau, ein baum.\\
wir leben, wir atmen. \\
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unsere verdrehte sprache, die gewohnt ist, zu lügen und ohne denken zu bleiben: leere hüllen (hülsen? was sagt das aus?), wie es sie in der natur nicht gibt
review von: ann cotten
sie sagen, es gibt in der natur keine leeren hülsen? und doch ist es ein ausdruck, eine metapher, die doch vom erbsenschälen und dergleichen kommt? unser naturbegriff ist natürlich erfunden, von leuten, die die selektive wahrnehmung für selbstverständlich nahmen (wie wir alle irgendwie, geht nicht anders). aber im freundlichsten sinn genommen kann natur ein schlagwort sein, unter dem wir uns diesem unbekannten nähern.
hüllen sind etwas, womit ein mensch etwas einhüllt. hülsen hat dagegen eine leicht abwertende note, nicht wahr? nur eine hülse. eien sprachwissenschaftlerni könnte das wahrscheinlich ganz genau erklären, wie dieses -se zur verkleinernden/abschätzigen nuance kommt. in diesem konkreten fall hat es doch sicher etwas mit z.b. hülsenfrüchten zu tun, wo menschen das, was für uns wertvoll ist, von dem, was für uns keine bedeutung hat, unterscheiden. ja das ganze konzept hüllse oder hülle, wir haben die bekleidung doch wahrscheinlich von pflanzen abgeschaut: hülsen? gute idee! die welt ist kalt!
ihre schrägstriche sind toll, sie könnten ja regen sein oder blätter oder spuren von flügelschlägen oder rehzehen oder hasenfüssen im schnee
was die sprachlichen teile betrifft,
könnten sie mal erklären, was sie mit den abweichungen von sozusagen normaler satzbildung im sinn haben?
etwa "gemeinsam wir gingen" statt "wir gingen gemeinsam". oder "uns nun der silberne pfad" - da scheint etwas zu fehlen. oder schließt es wo an? sollen das splitter sein, die eben nicht zusammenwachsen? dadurch, dass später sehr lange einfach ein satz zeile für zeile fortgesetzt wird, wirken diese fehlerhaften zeilen etwas benachteiligt. wenn es absicht ist und eine bestimmte strategie ist, dann sollten sie darauf horchen und es eventuell noch mehr um sich greifen lassen, diese "kranke" tendenz. nicht systematisch durchführen, bitte - mit darauf horchen meine ich, ernst nehmen, warum man das bedürfnis danach haben könnte, nach dieser verwandlung oder abweichung
auch aufpassen, wenn man pflanzen und tiere anthropomorphisiert und ihnen menschliches verhalten andichtet. ich mag das nicht. "die äste dehnen sich und horchen, welche neuen kleider und lieder sie tanzen?" sind wir hier in einem kinderbuch? ich mochte das auch als kind nicht. in einem walt disney zeichentrickfilm? ist natürlich geschmackssache, deswegen sage ich nur dass ich das nicht mag, ich empfinde es als übergriffig, anderen lebewesen so menschliche t-shirts anzuziehen und sie in die selfie-kamera zu halten, sozusagen.