ann cotten (usa/aut/ger) bitte titeln sie einen ein

review von: ann cotten

Einfängt finde ich gut. Denn es geht doch um eine Autofahrt durch einen Tunnel und in der Autofahrt steckt doch immer ein wenig Flucht. Auffängt würde Geborgenheit suggerieren, wie ein Elternteil mit Armen am unteren Ende der Rutsche, und findet ist halt seehr romantisch, auch personifizierend, und eben nicht zutreffend, weil kein Radiosender sucht einne Hörerni. Mir gefällt persönlich sehr der Gedanke mit dem paranoischen Anhauch, dass man sich in einem Netz aus Medien bewegt und dem nur durch Empfangsstörung kurz entkommt (bzw. das Netz nicht wahrnimmt) 

bei allen texten ist ja als allererstes interessant, was für ein bild, was für ein genre kommt, die grundkonstellation. das ist ein teil des gedichts, und zwar ein wesentlicher: diese als objekt nicht sichtbare positionierung, was mach ich überhaupt, was wähle ich/was fällt mir ein, unter den unendlichen denkbaren möglichkeiten, auf das bild hängematte zu reagieren. 

Sicher kennst du den Film Träume von Kurosawa, wo für mich die einprägsamste Tunnelszene überhaupt ist, hier (auf Französisch) https://www.dailymotion.com/video/x6xlkpu

was bei deinem gedicht mir auch gut gefällt sind die diskreten indirekten verweise auf die aussenwelt. wie in einer kneipe auch, beim rausschmeissersong, ist man mit dem rest der welt konfrontiert, in der man das mühselige irdische leben fortsetzen muss, irgendwie.