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die textförmige hängematte eines bizarren augenblicks

beitrag von: MaschaBe

aus: SHIT BOX (I)

Wie auch im letzten SHIT BOX Text geht es um eine Momentaufnahme, inspiriert von Musik, Literatur und Film - ein Konglomerat sozusagen aus verschiedenen Erinnerungs-, Text- und Zustandsfetzen, von denen ich das Gefühl hatte, dass sie auf einer bestimmten Ebene zusammen gehören. Natürlich ist das nur mein persönlicher Eindruck. Ich habe auch hier versucht, neben der Bildhaftigkeit einigermaßen konkret und nachvollziehbar zu bleiben. Unnötige Verrätselung habe ich vermieden, erstens, um den Leser zu erreichen, zweitens, um mich selbst besser an den Zustand, in dem ich war, als ich diesen Text schrieb, erinnern zu können. Denn das war ja das Hauptanliegen dieser Textsammlung - Erinnerungen in eine textliche Form zu bringen. 

I

Tangentenuniversum zweipunktnull  
ich bin verdammt
weit weg in parallelen 
Träumen Ground Control 
ruft Major Tom doch meine Schaltung
macht Probleme und die Sterne 
sehen anders aus als sonst
im Dopamingeflacker bilden sich
Strukturen Artefakte 
Sinn der in der Leere Muster sucht 
und findet Bilder Projektionen 
Dichterfürstzitat im Licht 
absurder Parallaxe
kein Lebendiges ist Eins 
es ist ein Vieles Chor der Stimmen 
schweigt ich trete durch die Tür 
ich trage meinen Helm plus
eine Überdosis Proteine 
in der Blutbahn Donnie Darko
wunderbarer Geist ich bin ganz ruhig 
etwas wird mich heilen Gottes Liebe 
möge mit euch sein

review von: ann cotten

Oida, Bowie, zweipunktnull, auch noch donnie darko – ist das das Billig-Gesamtreissue-CD-Rezensionseck der Kronenzeitung? 

Sie zitieren viel Kram, und ich frage mich, warum. Was es für einen Zweck hat. Weil als Legitimation („Punktesammeln“, credits, computerspiel-nuggets?) funktioniert es nicht. So wenig wie wenn sie sich bilder aus zeitschriften ausschneiden und an die kleidung pinnen würden. Würden sie auch nicht dadurch automatisch vom sternenstaub von david bowie was abbekommen. 

Auch bei Neologismen (zusammengesetzte Wörter, die man bilden kann, aber vielleicht nicht im Wörterbuch findet) und bei Enjambements (unklar, ob der satz mit der zeile schon aus ist oder eher schon zum satzteil in der drauffolgenden zeile gehört, huhuuu) muss ich die Frage stellen: warum? Wozu? Zu welchem ende? Für welchne leserni? (sie schreiben, sie schrieben für „den Leser“, ist das ein bestimmter mann?)

Wissen Sie, was eine Parallaxe ist? 

Wenn ja, warum scheint es nicht so? Vielleicht weil es gleich mit einer katachrestischen Metapher versehen wird? Wenn nicht, BITTE schauen sie wenigstens auf Wikipedia nach, bevor sie es in ein Gedicht einbauen. Und da dieser Leserni mit einer gewissen wahrscheinlichkeit auch nicht genau weiß, was eine parallaxe ist, sollte man sich etwas überlegen, wie man den sinn davon rausbringen kann, was es für den text bedeutet, was es beiträgt und was es an unterstützung vom text braucht. Sonst ist das einfach kitsch,- der nicht einmal funktioniert. Atmosphäre flohmarkt um halb vier. Vieleicht ist das genau das, was sie einfangen wollten. 

Sorry, das ist jetzt bissi hart – tut mir leid, ich hab hohe Ansprüche an Text, die aber auch von einem guten Apfel erfüllt werden können. Es soll einfach nicht deppert sein und natürlich ist es leichter, wenn man nicht gleich mit 200 stofftieren daherkommt. Natürlich können Sie mit ihren Erinnerungen machen, was Sie wollen, und es geht mich auch nichts an. Wenn Sie es hier posten, heißt es in diesem Spiel, Sie bitten um konstruktive Kritik, die habe ich versucht zu geben.
Manuela Bibrach sagt
17.11.2020 16:18
Vielen Dank! Ihre konstruktive Kritik hat mir den Nachmittag versaut. Ursprünglich wollte ich bei dem Mistwetter zu Hause bleiben und chillen, so aber sah ich mich gezwungen, loszufahren und mir etwas Schönes zu kaufen, um mein inneres Gleichgewicht wieder herzustellen. Ich besorgte also den längst überfälligen Staubwedel und griff sogar bei den Dominosteinen zu, die ich mir sonst versage. Als ich wieder nach Hause kam (Lebkuchen hatte ich auch gekauft), las ich Ihre Kritik noch einmal und diesmal machte sie mir keine schlechte Laune sondern ich verstand, was Sie mir sagen wollen, schon viel besser. Ja, die Kritik ist hart. Aber was nützt mir höfliches Geseiher? Also will ich mich nicht beklagen sondern bedanken für den klaren Blick auf meinen Text. Da ich davon ausgehe, dass Ihre Fragen rhetorischer Natur sind, werde ich mich jetzt nicht in Antworten ergehen. Ach so, gelacht habe ich auch, vor allem über die 200 Stofftiere und die Atmosphäre Flohmarkt um halb vier. Köstlich! Wenn es nicht mein eigener Text wäre, um den es geht, hätte ich mich vermutlich ausgeschüttet, so blieb es bei einem (immerhin hörbaren) kleinen Lachen. Also danke noch einmal für Ihre äußerst bildhafte Sprache, in der Sie mich zuerst erschüttert und dann erreicht haben.
Manuela Bibrach sagt
17.11.2020 16:19
Vielen Dank! Ihre konstruktive Kritik hat mir den Nachmittag versaut. Ursprünglich wollte ich bei dem Mistwetter zu Hause bleiben und chillen, so aber sah ich mich gezwungen, loszufahren und mir etwas Schönes zu kaufen, um mein inneres Gleichgewicht wieder herzustellen. Ich besorgte also den längst überfälligen Staubwedel und griff sogar bei den Dominosteinen zu, die ich mir sonst versage. Als ich wieder nach Hause kam (Lebkuchen hatte ich auch gekauft), las ich Ihre Kritik noch einmal und diesmal machte sie mir keine schlechte Laune sondern ich verstand, was Sie mir sagen wollen, schon viel besser. Ja, die Kritik ist hart. Aber was nützt mir höfliches Geseiher? Also will ich mich nicht beklagen sondern bedanken für den klaren Blick auf meinen Text. Da ich davon ausgehe, dass Ihre Fragen rhetorischer Natur sind, werde ich mich jetzt nicht in Antworten ergehen. Ach so, gelacht habe ich auch, vor allem über die 200 Stofftiere und die Atmosphäre Flohmarkt um halb vier. Köstlich! Wenn es nicht mein eigener Text wäre, um den es geht, hätte ich mich vermutlich ausgeschüttet, so blieb es bei einem (immerhin hörbaren) kleinen Lachen. Also danke noch einmal für Ihre äußerst bildhafte Sprache, in der Sie mich zuerst erschüttert und dann erreicht haben.
Manuela Bibrach sagt
17.11.2020 16:21
sorry, vor lauter begeisterung gleich zweimal gepostet und keine möglichkeit, zu löschen. nun ja.