beitrag von: kkoerting
im ernst, bequem ist das nicht
im ernst
lagert mein Witz
er versteckt sich gern, und ich halte
ihn nicht davon ab
im ernst
liefern politische witzfiguren
ihr kabarett ab
im ernst
achtet mein sohn auf den abstand inmitten
aberwitzig sinnloser regeln
im ernst
vergeht mir der spaß
an der liebe (sie will ernst genommen sein)
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Bequem ist das nicht, so durchzuhängen, zwischen gestern und morgen, wie wir es gemeinhin tun, in der Gegenwart, im so genannten Heute, im so genannten Augenblick, den es gar nicht gibt, der ein Schemen ist, ein Bild nur, eine Metapher, die lügt, die überdies redundant ist, denn gibt es einen anderen Blick als den der Augen? Einen Arschblick zum Beispiel? Gibt es nicht. Also hänge ich, in diesem Fake-Augenblick und blicke nach gestern und morgen und suche die Gegenwart, heute.
review von: ann cotten
Geil! Sie haben genau gelesen (unser beider Aufgabe) und ich habe das Gefühl, wir sind in Kommunikation.
Natürlich, ich erkenne auch das Sadomaso-Spiel bei der Literaturproduktion an. Man wird mit Text von allen Seiten zugeballert, und will zurücktexten; auch rein sendend; auch bestimmend, was das Spiel HIER ist. Sich mal nicht an die Diskursspiele anderer anpassen, sondern selbst das Spiel gestalten.
Und dann haben Sie ganz recht, dann braucht es den Skill - zusammen mit Glück und Gelegenheit - um das auch zu können, wenn man nun den Ball in der Hand hat.
Zurückballern muss ich doch bei Ihrer ersten "Replik", wo sie die Kohärenz als Ausweichen vor Verlegenheit diffamieren. Das finde ich ungerecht. In Ihrem Gedicht haben Sie doch eigentlich von der Suche nach dem Augenblick oder einer Wirklichkeit geschrieben, oder nach dem, was die Liebe, diese zärtliche Forderung, von Ihnen fordert - sich dieser Forderung zu stellen bedeutet (mir) sich um Kohärenz zu bemühen. Sie scheinen das Wort "Kohärenz" hingegen als eine Flucht in billige Konventionalitäten zu deuten - und viellicht ist das dann auch einfach ein bloß lexikalisches Aneinandervorbeireden.
Bei Ihnen, weil Sie sich (wenn Sie mich fragen) um Kohärenz bemühen und darum, etwas Sagenswertes deutlich und sorgfältig zu sagen, funktioniert der starke Umbruch sehr gut, Erich-Fried-mäßig: akzentuiert den klaren, guten Gedanken.
Was bedeutet das? Gibt es überhaupt Kohärenz? Ist sie nicht nur, jeweils, eine Behauptung, die Verlegenheit wegdrücken oder kaschieren soll (eigene, fremde, überhaupt irgendeine)?
Aufstellung: Für den Fußballkader? Für die Psychotherapie? Oder das Regal im Wohnzimmer? Parameter: Ach Gott!
„was wollen sie machen?“ Wer ist „sie“? Bin ich das? Sind Sie das? Sind sie das? Ich will einen Text schreiben, immer wieder.
„wie wollen sie es machen?“ Immer noch funktioniert die Kleinschreibung nicht, wenn ICH gemeint sein soll – oder doch eher DIE? Oder SIE? Jedenfalls will ICHeinen Text schreiben, immer wieder, indem ich mich an der eigenen Nase in der "Welt" herumführe, und dazu muss ich mindestens zwei sein: Schreibende und Lesende. Begeisterte und Kritikerin. Gleichzeitig funktioniert meistens nicht, aber abwechselnd.
„wie, wer und wo wollen sie dabei sein?“ Meine Buchstaben, sie sollen dabei sein, sich so zu sortieren, dass sie zumindest einen behaupteten Sinn ergeben. Meine Worte, sie sollen dabei sein, bei der Literatur. Meine Texte, sie sollen dabei sein bei denen, die auch andere Leute lesen außer mir. Und deshalb will ich dabei sein, beim Lernen, wie ich das besser hinkriege.