beitrag von: dafne
/
ich will einen text der mich in möglichst kurz aufmuntert und nicht pathetisch ist wie sonst alles was ich schreibe. aber er darf sich, wenn geschrieben, nicht beliebig und erfunden anfühlen. er soll sich beziehen auf eine anwesende empfindung/sache und nicht sein eine erzeugte. also obwohl er jetzt erzeugt wird, soll er nicht erzeugt sein. es ist ok wenn ich es mache wie ich es immer mache (mh?).
–
sprite tintenfisch spreiz dich
die beine werd ich nie echt
ach, wenn das salz so glitzert
im sand scheuert die leine
bis das tattoo sich zeigt
nimm zwei und mach ein pflaster drauß
die cd leer aber nicht bespielbar
warmer wind unterm schirm
verlockend – darf ich mir das einrahmen?
nein, diese beine spreiz ich nicht
schwindel und windel sind fallen zu lassen
pack nur schnell die herrenschokolade
review von: ann cotten
Hm, sie legen sich viele negative vorgaben auf den tisch, nicht dies nicht das, befürchtungen also, und es sind alles sachen, die tatsächlich typisch für gedichte sind. Sowas kann man nicht vorschreiben, aber ich vermute, in dem moment, wo sie (z.b. bei anderen) erlauben und gar irgendwie gut finden, wenn sie pathetisch, beliebig und erfunden sind, dann sind sie mit einem schlag von diesen spiegelgespenstern befreit.
Herrenschokolade: ein extrem furchtloser schluss.
Selber habe ich probleme mit der kombi erotik und speisen in gedichten, auch wörter die (wertend, also mit klarer intention) genießen denotieren.
Bei direkter rede wäre vielleicht anzudenken, ob es denn günstig ist, dass man so zero ahnung hat, wer das mit dem einrahmen sagt, wer verlockt ist
darf ich mir das einrahmen ist ja ein super bürgerlicher spruch, und es ist mir merkwürdig unklar, ob das jetzt vernichtend gemeint ist oder ernst gemeint ist.
Ähnlich banale verständnisschwierigkeiten mit zwei – von was? Leine? Tattoo?
Und kommt irgendwann der hund?
Mit banalen verständnisschwierigkeiten meine ich, dass es mich komplett ablenkt und irritiert, sodass ich anfange im gedicht herumzusuchen, ob ich was überlesen habe, um zu verstehen, was das soll. Es ist natürlich eine hart erlernte kunst, ambiguitäten so zu bringen, dass sie „sitzen“ und dass auch klar ist, dass das so richtig ist. also das vertrauen in die hand der dichterin etabliert wurde. Und natürlich, wenn es weniger sitzt ,sondern mehr herumweht, dann entsteht eine herumwehende atmosphäre – und das gelingt ja gut.
Beim stichwort windel (wobei mir nicht klar ist was da der schwindel beiträgt, und wie lässt man einen schwindel fallen? Wenn der schwindel reinsoll, vielleicht woanders?) deute ich alles bis dahin um und es wird zu einem chaotischen familiennachmittag mit einem kind, das in einer phase des windeltrotzes ist?
Natürlich ist es ok, wenn sie es so machen, wie sie es immer machen. Sie können es auch einrahmen. Sie sehen genau das, was sie gemacht haben, im rahmen. Für ihn wie für mich ist es komplett irrelevant, ob es typisch oder untypisch ist.
Leider weiß ich überhaupt nicht was sie mit erzeugtheit meinen. Auch der ausdruck empfindung/sache ist leidlich vage. Vielleicht müssen sie sich entscheiden, dann würde ich sie besser verstehen.