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die textförmige hängematte eines bizarren augenblicks

beitrag von: TinaPaysanDeBeignet

schwellen

Meine Verspätung liegt im weitesten Sinn an deiner Ungeduld und im vermeintlich engeren an der Türschwelle, die immerhin die Grenze zieht zwischen bleiben und gehen, ankommen und da sein, draußen und drinnen, zwischen bei dir und bei mir. 

Und eben diese wollte ich überschreiten. Ich wollte mich auf den Weg machen und habe Platz genommen. Zog Schnürsenkel zusammen und legte eine Schlaufe. Um diese Schlaufe legte ich eine Schlaufe und zog fest. Noch einmal zusammengezogen, gelegt, gelegt, festgezogen. 
Zugeschnürt setzte mein rechtes Bein also zum Schritt an. Die linke Hand drückte, im selbigen Moment, die Türschnalle nach unten, zog sie an sich und gab den Blick auf ein sich aufbäumendes Panorama, ein sich zur Gebirgskette aufwerfendes Türrahmentanzparkett, eine Weitsicht hinter Geröllfeldern zum Greifen nah, frei. 
Dort wo der Türrahmen mir Ausgang verschaffen sollte, musste sich zuvor der Boden gewölbt und das Holz zerrissen haben. Anstatt der Schwelle, vibrierte vor meinen Augen sich aus der gebrochenen Fläche stemmendes Gestein, wuchs höher und weiter hinaus. Ich stand im Schatten dieses Hindernisses auf einem Bein. Noch in der Luft setzte ich den rechten Schritt wieder zurück.

[...]

review von: ann cotten

Tatsächlich kennt man sich nicht aus – nach der beziehungsgeschichteandeutung dann diese surreale inception-szene

es kommt überhaupt nicht vor, dass sie sich ins gemütliche zurückzieht – wie es drinnen ist, wird nicht klar, ich seh es nicht. 
Sehr beschreibige prosa, also bissi wie visuell hyperrealismus, dass mehr als im echten leben eine richtiggehende betonung auf jedes sinnliche erlebnis eins hintereinanderist. Bisschen wie so handy cameras, die die bilder automatisch in allen ecken scharfzeichnen. 
Also man kriegt sehr viel von dem schlaufebinden auch mit nicht, wie bei einem kleinkind. Und auch der schritt ist entfremdet, als wäre alles ganz schwer. Ein starker effekt. 

Wenn schon ein du vorkommt, dann finde ich es ein bisschen assozial, wenn er oder sie so überhaupt nicht vorkommt. Nicht nur das, ich bekomme den eindruck, dass die sprechende person dien mit du gemeinten überhaupt nicht wahrnimmt. Und leute, die sich auf jemanden stark beziehen („du“) aber diese person überhaupt nicht wahrnehmen, das wirkt wie eine projektive, lästige art von beziehung. Weckt jedenfalls keine romantischen gefühle, klingt eher nach dauerkriegkrise. 

Seltsam und eindrücklich also, insgesammt, diese große blindheit im text trotz oder gerade wegen der hyperrealistisch ausbeschriebenen konkreten details.
Tina Krapfenbauer sagt
15.11.2020 18:44
Was? Ich will einen Text schreiben der das Rausgehen beinahe unmöglich macht, ein Bild zeichnen, das einem Moment entspricht in dem man zwar raus will, vor die Tür will, dann aber doch eher in der gemütlichen Hängematte bleibt.
Wie? Eine Person erzählt rückblickend von der Schwierigkeit die sie hinter sich hat.
Wie, wer, wo bin ich dabei? Ich bin nicht die Person die erzählt, auch nicht die Person der etwas erzählt wird. Ich will diejenige sein, die der Protagonistin die Gebirgskette vor die Tür gestellt hat und nun beobachtet (und natürlich auch lenkt...) wie damit umgegangen wird.

Der Text ist noch nicht ganz fertig, die Frage wie die Protagonistin damit umgeht also noch nicht ganz klar, da arbeite ich noch daran!