beitrag von: Ludovico
Wespen
Dann ist da diese helle Fläche, konturlos, keine Begrenzungen. In einiger Entfernung eine große Frau, die über der Erde schwebt. Kein Gesicht zu erkennen. Der Boden und die Frau und alles sonst im gleichen hellen Licht, das farblos und flach ist. Hier gedeiht kein Leben.
Dann renne ich durch meine Wohnung und jage Wespen mit der grünweißen Fliegenklatsche, die ich tatsächlich besitze.
Das ist das Widersinnnige: dieser Gegenstand aus Kunststoff.
Das ist das Wirkliche: das gleißende Licht meiner Kindheit.
review von: dorothee elmiger
das gefällt mir, dieses seltsame diptychon obskurer gegensätze; der unbelebte planet mit frau / die ganz reale fliegenklatsche; auch wie in der konklusion dann noch einmal alles ganz anders lautet als erwartet. einige dinge, die mir ins auge gestochen sind: 1) fläche / erde / boden: die abstrakte fläche wird durch die "erde" gleich wieder geschmälert bzw. auf den boden zurückgeholt – eigentlich schade. oder ist mit der erde nicht der planet, sondern ein bodentyp gemeint? 2) alles sonst: gibt es überhaupt etwas – nebst frau und fläche (wenn ja: was)? 3) das farblose/flache licht: ganz bewusst gewählt, vermute ich; aber vielleicht gäbe es da noch andere adjektive, vor allem an die stelle des farblosen würde ich ein anderes setzen, denn ist das nicht immer zutreffend, im prinzip?
2) Es gibt noch etwas: die ganze Welt sogar, marginalisiert.
3) Licht scheint mir immer eine Farbe zu haben. Farblos heißt hier feindlich und monoton.