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rapid eye movement: fingierte träume / übung

online-schreibklasse mit dorothee elmiger (sui)

 


monotypie "wenden" von emil siemeister (exklusiv für die sfd)

literatur und traum – wo da anfangen ohne nicht gleich in bildungsbeflissenes schwurbeln von wegen “schlaf der vernunft”, “traum und wirklichkeit”, “surrealismus und freud” zu geraten? am besten gar nicht anfangen und sich leicht kopfkratzend nur fragen, ob es reiner zufall ist, dass nach peter rosei und seiner onlineklasse träumen nun auch dorothee elmiger mit ihrer klasse ins reich der träume aufbricht. wenn unser realer aktionsradius dank eines virus immer mehr eingeschränkt wird, bleibt uns am ende nur noch das erforschen “möglicher welten”? anderseits: das schönste liebeslied aller zeiten heißt schlicht “dream baby dream”. man könnte ins schwurbeln kommen. besser, es übernimmt die autorin:

 

dorothee elmiger (zürich)

Rapid Eye Movement: Fingierte Träume

 

Alles tritt potenziell auf im Traum, was auch in der Welt vorkommt – Hochstrassen, die auf Städte zuführen, Kanzler und Ministerinnen, unsere Ängste, unsere Mütter, Väter, die Regale in den Supermärkten, Bono, im Jahr 2001 entsorgte Topfpflanzen, Buben, Damen, Könige –, nur verlieren Gesetze, Regeln, Konventionen nachts ihre unbedingte Gültigkeit.

Der Traum als Probebühne, als Laboratorium, als Brennglas, als Alp oder als Versprechen: Wir können darin mögliche Welten versuchsweise betreten und wieder verlassen, alles und alle auftreten lassen – Gefürchtetes, Verschwundenes, murmelnde Tiere, am Wasser gebaute Metropolen. Und wir können uns langweilen im Traum, wenn wir den Abwasch vom Abend noch einmal machen.

Im ganz unsentimentalen Sinne will hier die Form des Traums ausprobiert werden, indem nächtliches Traumgeschehen protokolliert/fingiert wird, immer ausgehend vom ganz Konkreten, immer gesehen vom protokollierenden Ich.

Kennt der Traum (als Text) Logik, Prinzip, Dramaturgie, Stil?

Aus Andreas Okopenkos Traumberichten (1998) zum Beispiel:

“Jemand schleift mit einer Nagelfeile einen Korund, Stäubchen fliegen ab, es entsteht eine Spiegelfläche, in der sich ein großer Saal spiegelt: zuerst ein Zimmer des Wiener Mathematischen Instituts, dann ein Atelier, worin ein Bildhauer einen Bären modelliert.”

und

“Spot.
Ich hatte vier Beine und genierte mich für die zwei verschiedenen Paar Schuhe.”

 

 

die teilnahme an dieser klasse ist von 3. november bis 15. dezember 2020 möglich.

einstieg jederzeit möglich!

gesucht, s. obige übung: kurzprosa (à max. 1500 zeichen)

die teilnahme ist kostenfrei. im menü oben >> teilnahme klicken.
sollte noch kein sfd-account vorhanden sein, einfach ab 3.11. >> hier registrieren und mitschreiben.
alle textbeiträge, als auch die reviews von dorothee elmiger sind online für jede/n einsehbar.

 

dorothee elmiger

*1985 in wetzikon, schweiz. lebt als freie schriftstellerin in zürich.
studium der philosophie und politikwissenschaft in zürich und berlin sowie der literatur an den literaturinstituten biel/bienne und leipzig. 2009 stipendiatin des klagenfurter literaturkurses. als autorin tritt dorothee elmiger immer wieder zusammen mit künstlerinnen und schreibenden freunden auf, sie veröffentlicht beiträge in zeitungen und anthologien, lesereisen haben sie bis nach hyderabad und dallas geführt.
ihre romane “einladung an die waghalsigen” (dumont 2010) und “schlafgänger” (dumont 2014) wurden in zahlreiche sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem schweizer literaturpreis und dem erich fried preis 2015. ihr roman "aus der zuckerfabrik" (hanser 2020) wurde für den schweizer und den deutschen buchpreis (shortlist) nominiert.
2016 unterrichtete dorothee elmiger folgende klasse an der sfd in wien:  “wie wir schreiben wollen: fragen zur getrennt- und zusammenschreibung” http://sfd.at/elmiger

https://sfd.at/lehren-und-lernen/faculty/dorothee-elmiger