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rapid eye movement: fingierte träume

beitrag von: magnavirtus

Exoskelett

Auf dem Planeten herrschen gespenstische Zustände Die Temperaturen allenthalben sinken Die Lazarette nehmen keine neuen Versehrten mehr auf Unter der Kruste der Erdoberfläche gären Umstände die als heillos beschrieben werden könnten nähme sie irgend jemand zur Kenntnis Doch keiner steigt hier herab Alles in allem ist es zu kalt als daß es jemals wieder warm werden könnte Knochen jedoch verfügen über dichtes Gewebe So viel als ein Gerüst

review von: dorothee elmiger

ein toller traum. wie mit den mitteln, dem vokabular der dystopie scheinbar zukünftiges geschildert wird – nur drückt die gegenwart überall durch. oder besser: klingt auf interessante weise an, weil sie immer gerade so verfehlt oder geschrammt wird. die nur andeutungsweise beantwortete frage, aus welcher lage, aus welcher tiefe hier gesehen und beschrieben wird: "doch keiner steigt hier herab"; wärter:in der zwischenwelt, des subkutanen? unter der erdkruste schlummerndes? gaias traum? und dann der letzte satz: ihn beim zweiten mal lesen (auch) als poetologischen verstanden.
Andrea Nagy sagt
16.11.2020 15:47
Danke. Es freut mich, daß der Text in Ihren Augen so gut funktioniert. Ja, Gaia, Hades, Rhadamanthys grüßen von unten herauf – zweifellos. Den Schluß auch poetologisch zu verstehen, scheint mir schlüssig, auch wenn das nicht (bewußt) intendiert war.