beitrag von: schreiberin
Muss stapfen
Schnell. Es wird schon finster. Spute dich. Sie warten auf dich. Der Schnee lässt sich nicht beiseite schieben. Muss stapfen. Der Schnee immer höher, das Stapfen immer schwerer, die Beine immer müder. Stapf, stapf, stapf. Ich komm zu spät. Spute dich, wir warten auf dich. Ich geh doch. So schnell ich kann. Ich bin so müde, so unendlich müde. So komm doch. Ich versuchs, zieh die Beine aus gestapftem Schnee, so schwer, so müde. Immer noch schwerer, immer noch müder. Der Weg so weit. Sie warten, und ich verzweifle. Die Beine so müde, lassen mich hinsinken, in den Schnee. Sie warten auf mich. Vergeblich.
review von: dorothee elmiger
hier finde ich mich an zahllose eigene träume erinnert – ein schöner effekt: während ich die bewegung, die das ich im traum vollzieht, lesend nachvollziehe, werde ich zurück in vergangene träume katapultiert; all jene verzweifelten versuche, fortzukommen, im wettlauf gegen die zeit; die grosse erschöpfung, die aussichtslosigkeit. dass sich der traum auf diese ganz elementare erfahrung beschränkt und nicht mehr beschreibt als die körperlichen empfindungen & bewegungen und den sie begleitenden monolog, finde ich ganz schlüssig. schön auch, dass ganz ungeklärt bleibt, wer "sie" sind und wo sie warten – so ist es doch im traum.