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rapid eye movement: fingierte träume

beitrag von: magnavirtus

arachnomantie

das habe ich durchaus gesehen: 
im spiegel und in der wanne – dorten zuletzt stand ich selbst und starrte mir ins gesicht. weiß war ich wie eine frisch getünchte wanze, und so überraschte es mich auch nicht, daß die zimmer meiner behausung über und über von spinnen begangen waren. spinnen, die liefen mit ihren zarten und doch so präzisen beinchen beflissen über die welt. dann auf einmal wald. große ohnmacht. ich und ich auf einmal fort. nur ein loch im boden: und achtfach fallen in einen schacht.
[nacht?] [macht?] [ich?] 

review von: dorothee elmiger

das fängt ja sehr gut an – "durchaus": da bin ich gleich dabei. auch wegen der so schön offenen frage, ob das "ich" hier aus dem traum oder über den traum spricht. wie dann in bester tradition des träumens die wand als wanze gesehen oder gelesen wird; die welt in den wald übergeht – das finde ich auf interessante weise schlüssig; & in der ferne spaziert kafka vorbei. nicht ganz sicher bin ich bei den letzten sätzen: "grosse ohnmacht" würde mir als schluss eigentlich auch sehr gut gefallen.
Andrea Nagy sagt
05.11.2020 21:17
Vielen Dank für Ihre Review. Den Text bereits mit „große ohnmacht“ enden zu lassen, finde ich – durchaus – bedenkenswert. Mir war das Moment des Fallens ins Bodenlose am Ende wichtig; aber man könnte dieses vermutlich, wenn auch uneigentlich, bereits im vorher Gesagten ausfindig machen.
Michael Bertleff sagt
06.11.2020 19:39
dorten zuletzt las ich "achtfach fallen in einen schacht" mein beileid! erschreckend! ansonstigem fand ich das spannend nachvollziehbar.