beitrag von: BR
Besuch
Ich liege im Bett, das Baby neben mir, mein Mann weit weg auf der anderen Seite, ich träume, ich liege im Bett, ein anderes Bett, ein anderes Zimmer, ein anderes Fenster, mein Mann neben mir, das Baby, sie schlafen, ich höre, wir bekommen Besuch. Männer, die ich kaum kenne, es sind mehr als gedacht, der eine hat den anderen mitgebracht, vielleicht ein Fehler, denke ich, sie einzuladen und ärgere mich über mich selbst, ich bin zu nett und jetzt muss ich ihnen ein Bett herrichten. Ich brauche das Gästebett für K., warum für K., warum muss ausgerechnet K. in dieser Nacht noch kommen, ich habe K. seit Jahren nicht gesehen, was wenn K. mein Buch gelesen hat, was wenn sie sich erkennt, was wenn sie hier noch immer ein Zimmer hat, wenn das eine ihr Zimmer ist, ich möchte die Männer in dieses Zimmer legen, das andere Zimmer für K. freihalten, doch während ich über K. nachdenke, haben die Männer sich selbst ihre Betten gerichtet. Sie haben die Couch verschoben oder haben sie die Couch selbst mitgebracht? Sie haben sich unser Bettzeug geschnappt, mein Sohn liegt hier, sagt der eine, passt das? Was soll ich sagen? Ich hatte es anders geplant, denke ich und sage nichts, ich fürchte, er wird mich gleich anmachen, ich flüchte, in unser Zimmer, lege mich zwischen Baby und Mann, sie schlafen, die Tür geht auf, es ist B. mit ihrem Baby, du kommst spät, sage ich.
review von: dorothee elmiger
ein umgekehrtes schneewittchen, das nicht im bettchen schläft, sondern betten herrichtet, männer in zimmer legt, bis sie, die männer, die dinge dann in die hand nehmen und sich einrichten. sie eignen sich gut für den traum in ihrer vielzahl und ihrer ununterscheidbarkeit, wie sie langsam überhand nehmen. hingegen b. und k. als alte und erwartete bekannte – da gefällt mir die lapidare begrüssung am schluss sehr gut. das "anmachen" sticht raus, ist es wirklich das, was sie erwartet bzw. fürchtet oder doch etwas ominöseres, schwerer zu benennendes? gut gefällt mir die verwirrung, die die echten und geträumten betten bei mir erzeugen: steht das erste noch ausserhalb des traums? und wohin öffnet sich die tür zum schluss?
„Umgekehrtes Schneewittchen“ gefällt mir sehr ;-)
Stimmt, „anmachen“ passt hier nicht gut, danke!
Lg, Barbara