beitrag von: Strangeologist
Cinodarq
Es steht fest, dass Sansabienne für die unzähligen Kinotheater berühmt ist. Weil dort vor allem Filme gezeigt werden, die ihren Ursprung im Nichts haben, nennt man die Lichtspielhäuser von Sansabienne „Cinodarq“. Cinodarq gibt es am Strand, im Stadtinneren, an geheimen und schwer zugänglichen Stellen, einfach überall. Ich habe schon mehrere von innen gesehen, aber ich kann mich leider keiner der dort gezeigten Filme entsinnen. Vielleicht liegt es daran, dass die Filmvorführungen zu sehr späten Zeiten, insbesondere nachts stattfinden, sodass man ausgeschlafen sein muss. Ich weiß noch, dass ein Cinodarq auf mich den Eindruck einer Drogenflöte machte. In labyrinthischen und nicht immer gut beleuchteten Korridoren und Windungen saßen meist junge Gestalten in den Wänden und machten einen teilweise weggetretenen Eindruck. Ich wirkte hier fremd, obgleich mich mit den unbekannten Personen eine große Leidenschaft für obskure Kinokunst verband. Nach einigen Abzweigungen gelangte ich schließlich an eine Tür, die massiv war. Ich öffnete sie und befand mich in einem roten Raum, der sich langsam mit Kinofans füllte.
review von: dorothee elmiger
ganz gut, wie der traum mit einer so stabilen gegebenheit beginnt. gleich die frage: wer träumt hier. oder: wer weiss das alles. die erinnerungen an die besuche der cinodarq, an ihre korridore und die eigene erscheinung darin legen eine traumserie bzw. das lichtspielhaus als wiederholte traumstätte nahe. jedenfalls fehlt die unmittelbarkeit mit der die träumenden in der regel ihre träume erzählen/notieren. ein versuch wäre es wert: alles ins präsens verlegen!
sehr gut gefällt mir der umstand, dass sich der raum am ende des traums nicht mit schlangen, monstern oder alter egos füllt, sondern mit banalen kinofans.
eine schöner text über das kino & den traum bzw. den traum im kino übrigens: "in dreams begin responsibilities" von delmore schwartz