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rapid eye movement: fingierte träume

beitrag von: Mavie

Vor der Abfahrt

Vor der Abfahrt

Versuche ich alles so zu hinterlassen,
dass ich mich schnell wiederfinde
oder überhaupt wiederfinden kann, wenn ich wieder retour komme in meine Wohnung.
Am liebsten würd ich wieder abhauen
ausreißen, in ein fremdes Land
Doch was ich jetzt dabei bin zu machen, passt gar nicht in mein altes Schema.
Zurückgehen.
Das ich wieder so eng bei ihr bin raubt mir meine Träume
Die ich doch so gern hab, die mir alsbald genommen werden, eingetauscht werden gegen fröhliches Geplänkel.
Ich hinterlasse Gegenstände sichtbar am Schreibtisch, die mich an mein Leben in der Stadt erinnern
Und schreibe noch Geschichten auf für später, die mich schnell wieder anknüpfen lassen
Ich gehe noch ein letztes Mal in mich
Bevor ich meine Wohnung verlasse
Um in meine alte Heimat zu fahren.

review von: dorothee elmiger

es gefällt mir das elegische dieser erzählung – und eine erzählung ist es ja tatsächlich: wie viel ich erfahre im lauf der wenigen zeilen, wie viel da erst gerade so beginnt. und so kündet es der titel ja auch an,  "vor der abfahrt" – ein prolog zur eigentlichen geschichte. irgendwo (das alte schema) steckt auch noch die vergangenheit, auch in den für die rückkehr notierten geschichten ist sie wohl festgehalten. ob die feststellung "dass ich wieder so eng bei ihr bin" die gegenwart betrifft, war ich mir nicht sicher – oder handelt es sich auch um eine prognose, eine im präsens gehaltene vorhersage? einige zeilen später der gedanke, ob es sich bei "ihr" auch um die stadt handeln könnte. und dann der dreisatz, schön: hineingehen, verlassen, wegfahren.