beitrag von: Emmapeel
Undurchdringbar
Der Zug rast mit Lichtgeschwindigkeit an mir vorüber. Ich konnte ihn nicht mehr erreichen. Es ist dieser Sog, der mich bewegungsunfähig macht. Der Zug ist fort, außer Sichtweite. Der Letzte. Die Umgebung wandelt sich in eine senfgelbe Einöde. Ganz unvertraut. Irgendwer ist hier und beobachtet mich. Oder bin ich es selbst?
Der Sog lässt nach und ich blicke auf eine saftig grüne Wiese. Hoffnung. Wie aus dem Nichts wird der Untergrund von riesigen schwarzen Löchern überzogen. Aus den Löchern rieselt Sand empor. Wieder dieser unerklärliche Sog. Es scheint mir alles so seltsam vertraut. Ich gebe nach und falle.
Der Sand unter mir. Ich blicke auf das dunkle Wasser, das nahtlos in den Himmel übergeht. Eine Wand. Alles bewegungs- und strukturlos, wie aus Kunststoff. Eine Frau mit zwei Kindern, ein Junge und ein Mädchen. Die Frau verschwindet. Die Kinder streiten sich. Zeitlupe. Ihre Münder verformen sich zu seltsamen Fratzen. Der Junge verletzt das Mädchen. Sie hält sich die blutende Hand. Die beiden werden immer kleiner.
Ein Wald, schwarz wie die Nacht. Am Wegesrand steht ein Auto. Der Wagen ist verlassen. Weiter. Ein Fuß vor den anderen. Die Bäume rücken näher und näher. Vor mir ein See. Tiere, weiße Tiere verharren regungslos unter der Wasseroberfläche. Unmöglich durchzudringen. Ein Krebs stiert mich an. Das Bedürfnis zu schreien kommt auf.
review von: dorothee elmiger
die so sachliche aneinanderreihung der hauptsätze: das erinnert mich an die beschreibung der szenen eines films. die kühle dieses modus bleibt auch da erhalten, wo eigentlich beklemmendes beschrieben wird – der fall, der streit, die verletzung, die bewegungsunfähigkeit; und das finde ich eigentlich ganz schlüssig – die teilnahmslosigkeit, mit der erzählt wird, was in der welt und mit dem träumenden/geträumten ich geschieht. auch gut, wie von absatz zu absatz von einer welt (einem level, einer ebene) zur nächsten gewechselt wird. das könnte sogar noch klarer & präziser so geschehen – und würde die kühle klarheit des traums noch vergrössern. sehr gut gefallen mir die tiere, weissen tiere am schluss. so gut, dass ich mir fast dort schon ein ende oder abbrechen wünschen würde – auch weil der schrei am ende des traums schon so oft vorkam.