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beitrag von: Metamorphase

Brunnenherz (Ausschnitt)

Je weiter stadtauswärts ich komme, desto höher wachsen die Schneehaufen aus dem Wegesrand. Das schwarze Gezweig der Bäume greift gegen das Nebelweiß des Himmels ins Leere. Dies sind die letzten Vorkommnisse. Niemals hätte ich erwartet wie wenig sie mich erleichtern. 

Ich habe vergessen wie oft ich diese Straße schon entlang gegangen bin. Immer ist es zugleich das erste und das letzte Mal. Niemandem scheint die dünne Membran aufzufallen, die über den Dingen liegt. Als wäre der Kopf in Frischhaltefolie eingeschweißt. Oft ist es nur ein tonloses Wimmern, das ich höre. Der Schmerz hat die Angewohnheit, die Kehlen der Menschen zu verschließen anstatt sie zu öffnen. Es sind zweiundsechzig. Ich habe sie gezählt. Zweiundsechzig Koffer, die zweiundsechzig Menschen gehörten, denen zweiundsechzig Leben gehörten. Ich bin jedes Mal zu spät gekommen. 

review von: peter rosei

das ende verschließt sich mir naturgemäß. ich erkenne, worauf du hinauswillst. - versuche, dich auf deine gefühle zu konzentrieren. schreib von innen heraus. der kopf ist nur das platzanweiser im kino.
Brigitte Heindl sagt
13.09.2020 13:11
Danke für den Input. Werde mir den Rat jedenfalls zu Herzen nehmen und versuchen ihn umzusetzen.