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gehen

beitrag von: Rabenstein

Begehbares Schweben

Gehen geht am Besten im Sonnenuhrschatten, er verrät meine Umrisse nicht. Nie lasse ich meine Füße Outdoor  verwurzeln. Haltestellen sind die Fallen der Zivilisation. Strukturiertes Verweilen, das Nähe erzwingt und nach modernder Haut riecht. Meine Füße gehorchen mir blind. Schuhe sind nur eine Annährung an den aufrechten Gang. Es gibt keinen passenden Schuh, dennoch begrenze ich mich mit entwendeter Haut. 
Manchmal lasse ich zu, dass meine Füße das Kommando übernehmen. Ich vertraue mich ihnen dann an und gleite dahin wie in einem Nussschalenschiff, vorbei an den Umschlagplätzen der kippenden Tagträume, widerstandslos, bis ich mich aus dem Grind der Ängste und Feindseligkeiten erhebe. Kein Augenpaar vermag es, mein schutzloses Fleisch zu durchlöchern, meine Unverwundbarkeit breitet sich aus, wie heilendes Feuer im trockenen Holz der Organe. Die Hitze schmilzt jenen Frostbeutelkessel, der mein Herz ist...schwebend finde ich mich vor, füßeentlastet, lebensbereit. 

review von: peter rosei

ein gestrüpp von metafern! mir scheint, du versteckst dich darin, hinter deinen vielen einfällen. - versuch doch einmal, in 2, 3 sätzen herzuschreiben, wie dir zumute ist.
Julia Rafael sagt
17.09.2020 20:56
Gehen ist für ungefähr 75% der Menschheit ein automatischer Vorgang, ungefähr so selbstverständlich wie das Atmen. Dass es aber Menschen gibt, die aufgrund ihrer psychischen Befindlichkeit Probleme haben, ihre schützenden Mauern zu verlassen, um bloß auf die Straße zu gehen, das wollte ich hier darstellen, gleichzeitig auch das selige Glücksgefühl, das sich einstellen kann, wenn es diese Menschen schaffen, sich ihrem Gehen vorbehaltlos anzuvertrauen. Dazu sollte mein Metaferngestrüpp dienen.