beitrag von: Isolde
Geh doch
Geh weiter, hat er oft gesagt. Nimm doch nicht immer alles so ernst, bis jetzt ist es doch gut gegangen mit uns. So konnte es aber nicht mehr weiter gehen. Sein schleppender Gang vom Sofa zum Klo und wieder zurück aufs Sofa regte mich auf, selbst wenn ich meine Augen fest geschlossen hielt. Das kratzende Geräusch seiner Zehennägel auf dem Holzboden. Du gehst mir unsagbar auf die Nerven, schrie ich. Deine Füße. Die Hornhaut. Deine grässlichen Zehennägel. Deine Faulheit. Wenn es dir nicht mehr passt mit mir, wie es ist, musst du dir eben einen anderen suchen, sagte er schließlich. Vorher war er sich immer so sicher, dass alles gut laufen würde. Verdammter Optimist. So schwer aus der Reserve zu locken. Die Ruhe selbst. Mit seinem Sofa verwachsen wie eine Mistel mit ihrem Baum. Wenn ich aus dieser Wohnung gehe, siehst du mich nie wieder. Eine Drohung. Meine einzige Waffe. Er lächelte nur. Gehende soll man nicht aufhalten, sagte er. Also ging ich. Er blieb. Ich drehte mich nicht mehr um.
review von: peter rosei
du beschreibst das abstoßende, das trennende sehr genau. aber es muss doch auch etwas anziehendes, ja liebenswertes gegeben haben. vielleicht läßt du dich darauf ein, beides zusammenzunehmen? so könntest du einer tatsächlichkeit auf die spur kommen.