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gehen

beitrag von: Schmolli

im Zorn gehen

Gegen ihn vorgehen. Lass das. Nimm deinen Rucksack. Wieder war es zu weit gegangen. Du kannst dich scheiden lassen. Ich rufe dich nicht mehr an. Sätze die ihr folgen, als ob er hinterher gehen würde. Das Handy läutet im Rucksack, während sie die Gasse hinabgeht. Beim dritten Anruf stellt sie den Rucksack auf einen Betonsockel. Weil sie nicht auf ihn höre. Weil sie zu einer Veranstaltung gehe und auf seine Gefährdung keine Rücksicht nehme. Sie steckt das Handy wieder ein, ein Bohren im Magen, sie geht weiter, will kein Ziel mehr erreichen, folgt den Gassen in der Spätnachmittagssonne, jede Richtung ist ihr recht, Gärten mit überhängenden Blumen, jedes Haus anders gestaltet, sie muss abwärts gehen, wo die Straßen sich vereinigen, dorthin, wo die Luft sinkt und sich staut und der Verkehr sie fortreißt, dorthin, wo sie wohnt. Sie flieht in einen Park. Breite, weiße Stämme auf einem Asphaltkreis. Sie schaut in  hellgrüne Blätterkronen und etwas erhellt sich in ihr. Jeder muss mit dem Entzug des Sommers fertig werden.

review von: peter rosei

eine bekannte, eine traurige geschichte. und doch gefällt mir, was mir erzählt wird. - nicht zuletzt, weil es mir MUSIKALISCH erzählt wird. 

vielleicht laut vorlesen. da hört man jeden kleinsten fehler.