beitrag von: Rouven
Gehen 4
Ausgehend von einer anderen Zukunft, fasse ich jeden morgen neue Vorsätze. Solange ich zu Hause bin geht das gut, denn hier gibt es keine Zeit. Nur immer Jetzt. An der Magnetpinnwand in meinem Büro hat sich seit über zwei Jahren nichts bewegt. Das scheint die Realität zu sein. Sehr träge. Dann gehe ich raus. Zum Lebensmittelgeschäft an der Ecke. Ohne Menschen sähe immer alles gleich aus. Nur manchmal nass oder schneebedeckt oder farblos in der Nacht. Heute tragen wieder viele Menschen Schutzmasken im Gesicht. Das ist ein Beweis, dass es die Zukunft gibt. Als Ideenlabor, welches sich die verrücktesten Aufgaben für uns ausdenkt. Ich war von einer erfreulicheren Zukunft ausgegangen. Vielleicht bin ich nur am falschen Ort. Am Nachmittag werde ich in Schönbrunn laufen gehen. Dort gibt es auch keine Zeit. Und wenn im März der Schnee auf dem Weg zwischen den kahlen Rosensträuchern wegtaut, wird das Licht wieder warm und hoffnungsvoll.
review von: peter rosei
sehr schöne stellen, etwa "farblos in der nacht" oder der ganze letzte satz. das ist gut beobachtet und subtil formuliert.
der text als ganzes? eine art schwebezustand, nicht wahr? ev. laut vorlesen und die message wenn möglich nachschärfen.