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der tod des autors (reloaded)

textproduktion nach dem copyright as we know it.
zwei abende mit neuen konzeptuellen literaturen, lectures, performances und diskussionen – teilw. in englischer sprache. eine kooperation der schule für dichtung mit dem literaturhaus wien.
26. und 27. september 2014; info: >> http://sfd.at/festival2014

der tod des autors (reloaded)

mit:

johannes ullmaier (literaturwissenschaftler und musiknarr, mainz), traumawien luc gross/peter moosgaard(literarisch-aktionistische netz-infiltrierer, wien), sandra huber/thomas curie (experimentelle autorin und schlafforscher, lausanne/berlin/vancouver), k. t. zakravsky. (theoretikerin, perfomerin, schriftstellerin, wien)/gudrun geier (traumawien resident), raimund h. drommel (forensischer linguist und sprach-profiler, köln und sulzdorf), daniela seel (lyrikerin/netz-verlegerin kookbooks, berlin), christian bök (experimenteller autor, calgary/kanada; er leitet anlässlich des festivals auch eine klasse an der sfd: sfd.at/boek)

 

"writing is 50 years behind painting", behauptete 1959 brion gysin, miterfinder der literarischen cut-up-technik. "brion gysin might still be right", befürchtete 2011 kenneth goldsmith, unermüdlicher propagandist von "uncreative writing" und x anderer methoden, herkömmlichem erzählen den garaus zu machen. die den markt bedienende und beherrschende idee vom autor als originalitäts- und kreativitätskraftwerk nistet weiterhin fest in den köpfen eines großteils der produzent/innen und leser/innen.


dass "der tod des autors" (roland barthes, 1968) bzw. dessen "verabschiedung zugunsten einer universalen intertextualität" (julia kristeva, 1967) vom breiten publikum bis heute nicht zur kenntnis genommen wird, mag einerseits wohl der scheu vor experimentellem geschuldet sein, anderseits sicher aber auch der alten bildungsbürgerlichen forderung, dass ein autor etwas zu sagen habe, damit der leser etwas zu verstehen bekomme.

unsere veranstaltung wird zeigen, dass die scheu so unbegründet ist wie die forderung obsolet. neue konzeptuelle literatur ist von blutleerem formalismus so weit entfernt wie friederike mayröcker von rosamunde pilcher, und ihre lustvoll ausdifferenzierten schreib-, sprech- und denk-positionen schreien nach dem plural "literaturen" – und darüber hinaus: denn viele postkonzeptuelle autor/innen verorten sich selbst lieber im kontext von performance, transmedia und netz-aktivismus. in diesen feldern scheint das prozesshafte, kombinatorische und entgrenzte schreiben besser aufgehoben als zwischen buchdeckeln. und wenn einer wie der kanadische konzeptualist christian bök gar – wie in seinem projekt the xenotext experiment – einem extrem resistenten bakterium namens deinococcus radiodurans die dna-sequenz eines seiner gedichte injiziert, damit dieses nicht nur jeden atomschlag überdauern, sondern sich obendrein noch quasi autorenlos fortpflanzen kann, dann erübrigt sich jede weitere frage nach dem schreibenden subjekt.

aber auch in lectures sollen die alten fragen nach autorenschaft neu gestellt und die übernahme der aus der bildenden kunst und musik stammenden strategien der entwendung – appropriation, sampling, remix etc. – einer kritischen prüfung unterzogen werden.
im wissen, dass dem "ich" auch mit größtmöglicher dekonstruktion nicht zu entkommen ist und alle texte in "zwangslagen des verstehens" (oswald wiener) münden, freuen wir uns auf paradoxe diskurse als "fröhliche wissenschaft", ganz im sinne ihres schöpfers friedrich nietzsche und dessen herrlichem aphorismus zum ausschneiden: "alle guten dinge haben etwas lässiges und liegen wie kühe auf der wiese."

fritz ostermayer

 
fr, 26. september ab 17h und sa, 27. september 2014 ab 16h
ort: literaturhaus wien, zieglergasse 26a, 1070 wien
eintritt frei

>> www.facebook.com/poetryschool

info: >> http://sfd.at/festival2014

 

 
protein 13 / "the xenotext", christian bök