23. dezember
23. tür von tex rubinowitz
Das Ungute
Ich hab ein kleines Tier gefunden, ich hab es Bilch genannt, obwohl es ein kleiner Oktopus war, mit 8 Ärmchen, halb feucht, blass wie ein Grottenolm, und einem menschlichen Gesicht, ich musste es irgendwo aussetzen, es konnte nicht bei mir bleiben, es brauchte irgendein Feuchtbiotop, ich steckte es unter meine Jacke, in meine feuchte Achsel mit einem Stück Holz, an dem es hätte knabbern sollen, und einem Glas Milch, ich fand eine Stelle, wo wenig Menschen waren, eine Art Gerümpelabstellplatz, dahinter an einer Mauer war ein Loch, dort setzte ich das Tier ab, es kroch gleich rein, ich konnte hineinsehen, weil es ein kleines Fenster hatte, es war wie eine kleine Wohnung, sie war über und über tapeziert mit Lady Di Postern, klein wie Briefmarken, nein, noch viel kleiner als Briefmarken, aber für das Tier eben groß, es aß die Bilder, und lächelte, es schien ihm Diana zu schmecken, als ich aufwachte, dachte ich, vielleicht hätte ich ihm noch sagen können, dass Diana auch, wie ich, 1961 geboren wurde, aber ich glaube, das Lächeln des Pseudobilchs sollte sagen, dass es von dem Jahrgang wusste. Ich wachte aber nur im Traum auf. Mein rechter Fuß vibrierte. In regelmäßigen Abständen. Wie mein Telefon, nur leiser. Als ich aufwachte, stickte ich mit der Nähmaschine auf einen Stofffetzen:
BELEIDIGT SEIT 1961