4. dezember
4. tür von teresa präauer
Eine Keksdose mit weihnachtlichen Motiven …
… ist zuallererst nichts Grauenvolles, Abscheu-Erregendes, Widerliches oder Unappetitliches, wie es sich dieser Adventkalender hier – auf Einladung durch die schule für dichtung – zu dokumentieren doch zur Aufgabe macht. Im Gegenteil, möchte man jubeln, eine Keksdose mit weihnachtlichen Motiven ist etwas Ansprechendes, Verlockendes, und ihr Inhalt ist sicherlich etwas vielversprechend Köstliches.
Und so war es auch. Meine Großmutter, genannt Omi, hat, wie es mein Wunsch war, die gesamte Weihnachtsdose diesmal mit ihren selbstgemachten herrlichen, schmal geformten, knusprigen Vanillekipferln befüllt. Ich war noch ein Kind, und das Jahr war vielleicht 1989, und wie ein Kind also fasste ich am Weihnachtsabend in die Dose und in die Dose und in die Dose. Und irgendwann war der Abend zu Ende, und die Keksdose war leer, nämlich leer bis auf den letzten Brösel.
Es war ein großer Genuss gewesen, auf den natürlich das große Kotzen folgen musste. Ich tat mir selbst leid, aber noch mehr bedauerte ich, selbst als ich dabei war, mich zu übergeben, die große Vanillekipferlverschwendung, die sich als galliger, magensäuregetränkter, bitterer Brei in der Klomuschel ausbreitete, um gleich darauf mit einem beherzten Flush, ausgelöst durch das auffallend hart ausgeführte Schlagen meiner Mutter auf die Spültaste, fortgewaschen zu werden. Mmmh!
Bild: Teresa Präauer: Keksdose zum Ausdrucken (in Größe A6). Gedruckte Keksdose auf einen Karton kleben, ausschneiden, lochen und Band durchfädeln – fertig ist der Adventanhänger voll Übelkeit für das Tannenzweigerl des schlichten Sich-Übergebens.
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