7. dezember
7. tür von tex rubinowitz
Das Ungute
Der Satz: "Das ist so schlecht, dass es wieder gut ist", der ja erwiesenermaßen vollkommen idiotisch ist, das Schlechte kann nie gut werden, nur weil man es in einen anderen Kontext stellt, dann wird es eben anders, aber nicht besser, oder es ist eine Distinkionsschrulle, ich bin jetzt EXTRA pro ABBA, wenn ihr alle Punks seid (so war es bei mir ca 79), das ist meine Punkattitüde, und ihr seid plötzlich die Konservativen, aber auch das ist erledigt, inzwischen weiss man, dass sich Glen Matlock, als er Pretty Vacant geschrieben hat, von SOS beeinflussen ließ, und Lemmy Kilmister Fernando liebte.
Ich hab neulich ein Stück entdeckt, bei dem es mir indes schwerfällt, es gut oder schlecht, oder zumindest sosolala zu finden, es ist von New Order, sie müssen das kurz nach dem Tod von Ian Curtis gespielt haben, ich vermute nur ein einziges Mal, es ist offenbar live, und sie behaupten, das sei eine Coverversion eines Sparksliedes, „When I´m with you“, aus der dritten Reinkarnation der Mael-Brüder (Glam/Moroder/Frankreich), den Refrain kann man erkennen, aber sonst gar nichts, ich liebe Sparks, meine erste große Musikliebe (erste selbstgekaufte Platte, 1973, Kimono my House), und liebe New Order, allerdings nur bis zum Ausstieg Peter Hooks, aber hier kann man weder das eine noch das andere erkennen, eher Throbbing Gristle, die ich auch sehr mag, und das Ungute ist, dass ich nicht weiß, was das sein soll, man denkt immer, wohin soll ich mich wenden? Hör ich jetzt New Order, Sparks oder Throbbing Gristle, ein Surrogat im unbehaglichen Wartesaal, ein Bastard, der sich nicht entscheiden kann, wer er ist und wer er sein will, vielleicht wussten NO das auch nicht recht, zumal Genesis P Orridge der letzte war, mit dem Ian Curtis telefoniert hat, bevor er sich erhängt hat. Man möchte doch bis zu einem gewissen Grad wissen, was man hört, sieht oder liest, sonst fühlt man sich unwohl. Zuviel Wissen muss gar nicht sein, sonst wird’s langweilig, weil irgendwer sowieso mehr weiß. Mein Problem mit dem Lied ist wie Feinmechanik, weil ich ja die Sachen zwischen denen ich wähle, kenne. Ich kann es nicht gut finden und nicht NICHT gut, und Mittelmaß akzeptiere ich nicht zwischen diesen drei Polen. Das ist das Ungute. Aber ich kann mich irren. Irren ist für einen Moment ja ganz erregend, aber dauerhaft ebenfalls ungut. Und niemand holt einen ab.