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die hausmittel österreichs

meditation über die spirituelle bewältigung der coronakrise
raphaela edelbauer
einkehr 4


hier ist das land. es enthält den katholizismus. hier seine maladie, corona. viele von alters her bekannte mittel entfleuchen den mündern der ältesten. vieles können wir aus ihnen lernen, das die wissenschaft verdrängt hat. die weisheit des volkes wird von der lügenpresse unterminiert – hier soll sie einen platz bekommen.

 

oberösterreich

in der gemeinde gaspoltshofen wird seit dem lockdown wieder die schöne tradition des heiligenschmeißens gepflegt. hierbei wird der kranke auf einer planen fläche in der nähe der pfarre platziert. sodann wird ein hammer über ihn geworfen und sofort darauf ein amboss. der amboss muss einen steigbügel überfliegen, der zur rechten des patienten liegt und im hausgewässerchen des stadtteils unterrepfenhofen, dem kroißbach, aufschlagen. es ist absolut evident, dass der amboss christus, der hammer das kreuz und der steigbügel johannes den täufer symbolisieren soll. danach wird eine frischgebackene breze, in die eine hasenpfote und 500mg parkemed eingelassen wurden, an der stelle des hiesigen ufers, an dem der amboss versunken ist, als glücksbringer begraben und ordentlich schnaps ausgeschenkt.

 

niederösterreich

in neufulmersdorf (nö/mistelbach) hingegen kennt man seit der zeit der pest den brauch des narrentragens. seit april 2020 wurde derselbe durch einen gemeinderatsbeschluss wiederbelebt. dabei wurde am karsamstag der jüngstverheiratete ehemann von den ledigen frauen des dorfes bei tagesanbruch mit den worten "a ruah is drunt, der tag bricht an, jetzt homman virus, er ist dran" aufgeweckt, wonach er im gestohlenen tabernakel eingesperrt wurde. die frauen trugen ihn sodann in alphabetischer reihenfolge durch die ortsteile, die da lauten: affernhagen, alt-prerau, bachhäuseln, fading, felling, föching, fulming, ham, hossenberg, irmberg, jalm, jenning, jurm, kaltenberg, leiten, moos, mösendt, mulm, niederbauern, ohrenschall, unteraffernhagen, wallham, wilbüchl, wollham, zauder, zeising, zetting, zisel, zosel und zulm. alle passierten ortsteile gelten faktisch als virusfrei.

 

tirol

in der gemeinde schmirn im tiroler alpenland (885 seelen) wird momentan aus trauer um hananias von damaskus, der paulus von seiner blindheit heilte und hernach an einem schnupfenvirus starb, das wunderschöne ritual des rigelschmirgelwerpfens gepflegt. dabei werden vom jüngsten kind des ältesten gemeindemitglieds seit dem ausbruch der epidemie die knospen eines im vorjahr gepflanzten haselstrauches abgeschnitten. diese bindet man an das horn des ochsen, der beim almabtrieb im herbst an vorderster stelle gehen wird. die hornspitze wird als rigel, dessen rauhe seite als rigelschmirgel, dessen typisches schwenken als rigelschmirgelwerpfen bezeichnet. es repräsentiert den schüttelfrost der erkrankten, der somit ausgetrieben wird.

 

vorarlberg

knosp am ulmenhein (bezirk wippersburg in vorarlberg) begegnet dem lockdown heuer hingegen mit dem wiederauflebenlassen des geschmeidevergleichens. es ist eine tradition, die in unvergleichliche weise die menschliche existenz als vom virus unpenetrierbar in der nachfolge christi darstellt.
ein seit 1200 aufbewahrter socken des märtyrers hingolosius von rumbädanien, der an der vogelgrippe starb, wird über einen scheidt gelegt, den man als lignaturge bezeichnet. um 6 uhr am ostersonntag wurde die reliquie mit schokolade gefüllt und erhitzt, ein ritual, das man als kniwuratium bezeichnet - woraufhin die wäscherinnen des dorfes einen trog, für den sich der name hurtipel eingebürgert hat, herbeischaffen, der eine schmierige waschpaste aus den gebetstüchern eines patriarchen, das sogenannte "klomoravasilar" zum dorfplatz beinhaltet. mit einer von generation zu generation weitergegebenen chirurgenmaske, dem viribumisium, rührt nun die dorfälteste im hurtipel, bis der socken wieder sauber ist. dann werden einem der erkrankten stellvertretend für die gemeinde ein topfenwickel und essigpatscherl mithilfe des sockens angelegt.
jeder der zuseher, erhält sodann zum schutz gegen die maladie, einen stempelabdruck von einem stempiglie, genannt figuralmium, das zurecht kyrill von jerusalem zugeschrieben wird, auf die stirn. hat jeder sein zeichen, das sogenannte gurrm, erhalten, kriecht man unter den tisch des eigenen haushaltes, den wolmapeter, auf den man die familiengewobene tischdecke, das turmanakel, geworfen hat, welchselbe tätigkeit als klöbeln bezeichnet wird, und der zu einem zustand der gulmasie führt, und isst seine selbstgemachten klimparnele bis nach einer vierzehntägigen isolationsperiode, der hamwelparsie, der alltag wieder einkehrt.

 

steiermark

in pöllau (stmk) hält man seit kanzler kurzens erster coronaverordnung wieder die ehrbare tradition des schädlingsdreschens hoch, die stattfindet wie folgt: pünktlich zum sonntagsläuten der kirche versammelt sich die gesamte gemeinde vor dem haus des bewohners, der während des jahres besonders häufig an verkühlungen erkrankt ist. dieser wird als der schädling bezeichnet und repräsentiert die zehn todsünden, die man zu frühlingsberginn rituell aus dem dorf vertreiben möchte. zuerst wird ein als startkracher bezeichneter ziegelstein aus dem fundament der kirche verwendet, um haustüren und scheiben einzuschlagen. es ist das vorrecht des bürgermeisters, nun den schädling aus dem bett zu zerren, wobei die kinder des dorfes ihn mit faueln eiern und schlagstöcken ordentlich bearbeiten dürfen. in anlehnung an die dritte station des kreuzweges wird nun spaßhaft ein großer prügel auf den kopf des schädlings fallen gelassen, sein mund voller aspirin gestopft und der arme teufel, gerade noch im land der träume, aus einem geschlossenen fenster im ersten stock geworfen, womit ein symbolisches reinwaschen und das austreiben des coronavirus endlich platz für den beginn der sommerferien bedeuten.