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der wuchernde text

experimentelle schreibklasse in wien
stichwort: montagetechnik
23. bis 27. mai , präsentation am 28. mai 2022
begrenzte teilnehmer/innen-zahl!
bewerbungsfrist geförderte plätze: 28.4.!


klasse analog der wuchernde text
/ hendrik otremba (ger)

der wuchernde text

 

klasse mit autor und musiker hendrik otremba (berlin)

 

hendrik otremba:
auf grundlage einiger textfragmente, die von den teilnehmern vorbereitet werden (aufgeschriebene träume, beobachtungen, fremdtexte etc.) werden wir in mehreren schritten schauen, was passiert, wenn man den text im entstehensprozess immer wieder neuen einflüssen aussetzt, ihn zerstört, neu ordnet, aufbaut, irritiert, misshandelt. dabei kommen verfahren wie die écriture automatique zum einsatz oder auch burroughs 'walking on colours'. wir haben also ein ausgangsmaterial, das im experimentellen modus im spannungsverhältnis von gesetzten impulsen und intensiver montage immer wieder neu bearbeitet und erweitert wird.

ausführliche klassenbeschreibung von hendrik otremba s. unten oder
>> hier (pdf download)

 

vorbereitung:

schreibt eure träume auf!
schildert beobachtungen!
macht euch notizen!
führt tagebuch!
sammelt zitate!
(oder, mit john cage gesprochen: "save everything – it may come in handy later.")

 

>> anmeldeformular (pdf) (warteliste)

 

begrenzte teilnehmer/innen-zahl!

teilnahmegebühr: 100,- €

teilnahmeregel: 2G (geimpft oder genesen)

 

 

termine

12 unterrichtseinheiten:

mo, 23.5.: 17 bis 20h

di, 24.5.: 17 bis 20h

do, 26.5. (feiertag): 14 bis 17h

fr, 27.5.: 17 bis 20h

ort: schule für dichtung, mariahilfer straße 88a/stiege III/7, 1070 wien

"wuchernde texte". öffentliche klassenpräsentation am sa, 28.5., 20h; eintritt frei
mit einem auftritt von katarina maria trenk!
ort: café stadtbahn, gersthofer straße 47, 1180 wien
>> https://sfd.at/newsflash/klassenpraesentation-1

 

 

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2 geförderte teilnahmen

wir bieten für diese klasse zwei geförderte plätze an, für die keine teilnahmegebühr anfällt. bewerbungen bitte senden an: sfd@sfd.at mit:
- motivationsbrief
- kurzbio (max. 1 seite)
- kurze textprobe/n (insges. max. 2 seiten)
- adreßdaten
bewerbungsfrist: 28.4.2022

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hendrik otremba

*1984 im ruhrgebiet, lebt in berlin. schriftsteller, bildender künstler und sänger der gruppe messer. außerdem dozent für kreatives schreiben und gelegentlich kurator. als freier journalist schreibt er sporadisch über musik.
2017 erschien sein debütroman über uns der schaum. 2019 folgte der zweite roman kachelbads erbe (hoffmann und campe), welcher durch ein arbeitsstipendium für literatur des berliner senats gefördert wurde. lesung daraus 2021 beim sfd-festival "gespenster" im schauspielhaus wien.

(c) sfd/gersin livia paya

 

der wuchernde text

das schreiben kann ein gefühl des magischen erzeugen: wenn plötzlich fremde worte zusammenfinden, neue bilder auftauchen oder verbindungen sich auftun, die sich nicht hätten absehen lassen und die nun ohne das eigene zutun zu entstehen scheinen. der text fühlt sich dann lebendig an, als seien die buchstaben ein beweglicher körper, als folgten die worte einem eigenen willen. als horchten sie ihrem eigenen geist. kräfte werden freigesetzt und ungeahnte bedeutungen entstehen. erkenntnisse kommen zu tage und die schreibende hand scheint bloß noch protokoll zu führen. diese momente sind nicht planbar. sie müssen sich ergeben. oft jedoch sind sie verbunden mit gewissen bedingungen, herangehensweisen, zuständen. oder anders: diese momente glauben an das abenteuer, den zufall, den unfall, den kontrollverlust. vielleicht auch: an das chaos.

in meiner klasse werden wir in einem einwöchigen experiment versuchen, diesen momenten näherzukommen. mitgebrachte texte oder textanfänge werden wir irritationen aussetzen, werden sie experimentell bearbeiten. wir schichten und montieren aus träumen, erinnerungen, beobachtungen und erfindungen, üben uns im diebstahl und lauschen auf den rausch – um im text eine eigene, eine neue ebene zu finden. ziel ist es also, dass etwas entsteht, von dem noch niemand sagen kann, wie es aussehen wird. wir wollen texte suchen, die sich selbst gehören und doch untrennbar mit den schreibenden menschen dahinter verknüpft sind.

auf grundlage einiger mitzubringender textfragmente (aufgeschriebene träume, schilderungen, zitate, fragmente, tagebucheinträge, notizen etc. – dabei gerne auch texte, die länger lagen oder mit denen man feststeckt) wollen wir in mehreren schritten schauen, was passiert, wenn man den text im entstehungsprozess immer wieder neuen einflüssen aussetzt, ihn zerstört, neu ordnet, aufbaut, irritiert, umgarnt, misshandelt, liebkost. es wird dabei auch möglich sein, bei null anzufangen, sozusagen: from scratch – die klasse nämlich richtet sich sowohl an menschen mit prallgefüllten schubladen wie auch an interessierte, deren notizbücher noch leer sind. mit dem, was von euch kommt, werden wir im spannungsverhältnis von gesetzten impulsen und intensiver montage das geschriebene immer wieder neu bearbeiten und erweitern, werden uns zeit nehmen, uns über die texte und ihr entstehen auszutauschen und an ihnen zu schleifen. gemeinsam und im stillen kämmerlein, alle für sich oder im kollektiv.

diese methode kann helfen, um zu neuen stoffen zu gelangen, zu neuen schreibweisen und stilen zu finden, um schreibblockaden zu überwinden oder überhaupt einen anfang zu finden. um dinge zu verknüpfen, deren verbindung man ahnt, aber noch nicht benennen kann. na, und dieses arbeiten kann spaß machen! ihr werdet schreiben, um etwas über euch und das schreiben herauszufinden. es geht also darum, sich selbst ein stück weit auszuschalten und das eigenleben des textes zu beobachten, das schreiben vielmehr passieren zu lassen, als es beherrschen zu wollen. wir wollen uns vom wuchernden text überraschen lassen, bis er um uns herumgewachsen ist. und dieser text kann am ende alles mögliche sein, kann fortsetzung finden, integriert, gelesen oder verworfen werden: eine kurzgeschichte, ein prosagedicht, ein songtext, eine miniatur, ein romanfragment, eine skizze. oder etwas, für das es noch keinen namen gibt.

hendrik otremba