tragik des recyclings – recycling der tragik
6. bis 8. mai; präsentation am 9. mai 2025
aristoteles (*384-†322 bc) hat in seiner poetik eine theorie der tragödie vorgestellt, von deren begriffen heute meist nur noch eine einzige beachtet wird: dass es stets tödlich auszugehen habe. demnach wäre das leben an sich schon tragisch, denn trotz aller aufhebenden bemühungen endet es doch immer im tod. der erkenntnisgewinn dieser feststellung hält sich in grenzen.
vielleicht ist es das unausweichliche (tragische?) schicksal des recyclings, dass sich die theoretische substanz der tragik im laufe der +2000 jahre seit aristoteles derart verdünnt hat. um das ausmaß des schwunds zu realisieren, wenden wir uns im kurs dem gehaltvollen griechischen mythos zu, den sophokles (*497/496-†406/405 bc) in den tragödien könig ödipus und antigone verarbeitet hat. wir werden feststellen, dass die eigentliche mechanik, welche die tragik in bewegung setzt (der plot, wenn man so will), in der mythologischen vorgeschichte der theaterstücke liegt und klar bestimmt werden kann. das werden wir tun. sodann geht es an die aufgabe, neue formen des recyclen für eigene texte zu finden.
es ist für die teilnehmer keine vorbereitung auf die klasse notwendig, aber wer vorab etwas tun will, lese könig ödipus und antigone (gustav schwab, sagen des klassischen altertums, im netz), und wer noch mehr tun will, die zugehörigen tragödien von sophokles.
mehr info und anmeldeform folgen.
ann cotten,*1982, schriftstellerin und übersetzerin. seit 2023 mitherausgeberni der zeitschrift triëdere. zuletzt erschienen die anleitungen der vorfahren (suhrkamp 2023).
https://sfd.at/lehren-und-lernen/faculty/ann-cotten
petra coronato, *1956, schriftstellerin, gründerin der tongue tongue hongkong (1993), die sich mit theorie & praxis des textrecyclings beschäftigt. arbeiten als historikerin, ghostwriterin und andere projekte im non-fiction bereich. http://tulimag.wordpress.com
http://pcorient.wordpress.com
fotos (c) franziska schwarz; pco